Wie ein Paukenschlag für alle Beteiligten, ist die kurz und knapp verfasste Mitteilung einer E-Mail an die Stadtverwaltung von Rodenberg, vom möglichen Investor für das Projekt „Stockholm“. Darin erteilt das Unternehmen HCRE diesem Projekt eine Absage. Für Stadtdirektor Dr. Thomas Wolf ist diese Nachricht nicht mehr überraschend gewesen, wie er auf Nachfrage erklärte. Es habe sich bereits in Gesprächen mit dem Investor abgezeichnet, „dass in der aktuellen Marktlage eine wirtschaftliche Darstellung dieses Projektes sehr schwierig ist“. Nach Gesprächen des Investors mit den Banken habe sich dies jetzt wohl bewahrheitet, dass „eine Finanzierung des Projektes, unter den derzeitigen Konditionen, unter den Gesichtspunkten der Zinsen, der Refinanzierung, der gestiegenen Kosten und der Wirtschaftlichkeit nicht darstellbar ist“, so Wolf, der Näheres nicht dazu sagen konnte, da nicht mehr aus der E-Mail hervorgeht.
Wie es jetzt weitergehen kann, ist somit offen, so Wolf. Zunächst wird diese Absage in der örtlichen Politik zu besprechen sein. Auch von anderen Investoren sei derzeit mit der gleichen Reaktion zu rechnen. Aus seiner Sicht gäbe es zunächst zwei Möglichkeiten: „Entweder wir schreiben ein neues Bieterverfahren aus, um einen neuen Investor zu finden, dem wir schon gewisse Hausaufgaben mit auf den Weg geben, oder wir machen es so, dass wir das Grundstück frei verkaufen und dazu einen neuen Bebauungsplan festlegen.“ Auf Nachfrage, ob es nicht auch die dritte Möglichkeit geben könnte, dass die Stadt selbst das geplante Bauprojekt umsetzt, stellte Wolf infrage: „Die Stadt würde dann vor den gleichen Herausforderungen stehen, wie der bisherige Investor auch. Aber auch das müssten wir jetzt zunächst politisch beraten.“
Seit nahezu fast acht Jahren laufen die zum Teil heftig geführten Diskussionen, um die Fragen des Umgangs und der Verwendung des Grundstücks des ehemaligen Restaurants und Hotels „Stockholm“. Sie waren oft gepaart mit zum Teil heftigen Auseinandersetzungen in den Ratssitzungen. Hauptstreitpunkt der Ausschreibung war auch weiterhin die Anbindung eines großen Veranstaltungssaals für mindestens 200 Personen, an die rund 40 geplanten barrierefreien Wohnungen an dieser Stelle, mit einem öffentlich zugängigen Café. Zu hohe Kosten könnten jährlich auf die Stadt für die Nutzung des Saales zukommen, wurde kritisiert.
Schließlich setzte sich im Oktober des vergangenen Jahres die Ratsmehrheit mit dem Antrag durch, dass die Verwaltung beauftragt wird, mit dem Unternehmen HCRE in Berlin in Verhandlung über den Auflassungsvertrag des gesamten Projekts Stockholm zu treten. Hierzu gehörten auch die Gesamtfinanzierung und somit auch die Frage der Finanzierung des Saals, als ein Teil des Projekts. Die HCRE entwickelt, plant und baut in ganz Deutschland anspruchsvolle Sozialimmobilien – von Wohnungen mit und ohne Service über Pflegeheime und Gesundheitszentren bis hin zu integrierten Quartieren. Letztlich, so hieß es in der Abstimmungssitzung, könne man dann immer noch entscheiden, ob man den Vertrag schließt oder nicht. Diese Frage stellt sich jetzt nicht mehr. Der Vertragspartner ist weg. Bis zum Redaktionsschluss war der Investor für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.