Suchergebnisse (St. Nikolai Kirche) | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Küsterin Ulrike Busch, Dieter Schwellnuss aus dem Kirchenvorstand, Diakonie-Pastor Justus Conring, Jule Saryka vom Diakonischen Werk, Pastor Dr. Jörg Mosig und Irmtraud Brendel aus dem Kirchenvorstand der St. Nikolai Gemeinde laden an jedem Mittwoch von 11 bis 13 Uhr ein in die warme Sakristei mit warmem Essen und helfenden Worten. <br> (Foto: ste)

Etwas Warmes im Bauch und Wärme für die Seele

Unterstützt wird die Gemeinde durch das Diakonische Werk des ev.-luth. Kirchenkreises und dort hofft Jule Sareyka, dass sich noch weitere Ehrenamtliche finden, die mitarbeiten möchten an dieser vorbildlichen Aktion. Wer das möchte, kann sich bei der Diakonie unter der Telefonnummer 05751/96210 melden. Doch was ist eigentlich #wärmewinter? Entstanden ist das Projekt im vergangenen Jahr zur Energiekrise, als sich viele Menschen keine ausreichend warme Wohnung mehr leisten konnten. Zwei Mal pro Woche war die Sakristei daher für Wärmesuchende geöffnet und es gab auch Obst und Kekse und warmes Essen. In diesem Jahr soll es wieder eine warme Mahlzeit, warme Getränke, aber auch eine warme Gemeinschaft geben, so Pastor Dr. Jörg Mosig, denn ihm sei aufgefallen, dass die Menschen nicht nur auf der Suche nach äußerer Wärme seien, sondern auch nach Gesprächen, also sozialer Wärme. Mosig sieht in der Zusammenkunft an jedem Mittwoch also auch eine gute Gelegenheit, um mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Sein Anliegen ist es in Zusammenarbeit mit der Diakonie auch, zu erfahren, warum die Not der Menschen so groß ist. Und genau das ist auch der Grund, warum sich das Diakonische Werk hierbei so engagiert, so Jule Sareyka, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks. Sie weiß, dass die Belegungszahlen der Obdachlosenunterkünfte in ihrem Wirkungskreis gestiegen sind und die Not der Menschen steigt. Wie die Menschen aus ihrer Notlage herauskommen, dazu fehlt es einigen auch am Wissen, wo man Hilfe bekommen kann. Deshalb will sie mit dem Beratungsangebot für hilfesuchende Menschen in der Sakristei auch erfahren, wo der Schuh besonders drücke und womit den Menschen geholfen werden kann. Dabei unterstützen auch Küsterin Ulrike Busch und aus dem Kirchenvorstand Irmtraud Brendel und Dieter Schwellnuss. Für Pastor Jörg Mosig ist die Aktion auch eine Möglichkeit, das diakonische Gesicht der Kirche stärker in den Fokus der Menschen zu bringen, was auch Diakonie-Pastor Justus Conring gerne unterstützt. Er betont: „Jeder Mensch, also Not leidend oder nicht, ist herzlich eingeladen zu kommen. Gerade die Zusammenkunft von vielen unterschiedlichen Menschen ist ein Ziel dieses Angebots!“ Wer also seinen Bedarf an Wärme, sowohl durch Heizungsluft und warmes Essen als auch durch menschliche Wärme, decken möchte, ist herzlich dazu eingeladen, die Sakristei mittwochs von 11 bis 13 Uhr zu besuchen.
Pastor Dr. Jörg Mosig lädt zusammen mit Katja Keul zum Dialog nach dem Gottesdienst vor die Kirche ein. <br> (Foto: ste)

Neues Gottesdienstformat „Bürgerkanzel”

Auf einer Kirchenkanzel stehen normalerweise Pastoren, manchmal auch Laienprediger oder Personen des Kirchenvorstands. Immer jedoch Menschen mit einer engen Beziehung zur Kirche und somit auch konfessionsgebundene Kirchensteuerzahler. Pastor Dr. Jörg Mosig von der evangelischen St. Nikolai Kirche geht neue Wege beim Gottesdienst und lässt auch Menschen sprechen, die auf der „Bürgerkanzel” den Blick von außen auf die Kirche legen. Es gehe, so Mosig, dabei eher um Glaube als um Kirche und die Bürgerkanzel, so der Pastor, öffne Türen für solchen Außenansichten. Einen noch stärkeren Blick von außen als Katja Keul kann man sich kaum vorstellen, denn Keul, deren Großeltern beide Pastoren waren, ist selbst konfessionslos. Seit 2009 ist sie Mitglied der grünen Bundestagsfraktion und kommt politisch aus der Szene der Abrüstungsdebatten der 1980er Jahre. Beruflich konzentrierte sie sich auf das, was sie persönlich am wenigsten ertragen konnte und kann: „Ungerechtigkeit!” Und so wurde sie Rechtsanwältin mit einem besonderen Fokus auf Familienrecht und bekam so schon bald einen tiefen Einblick in die Gesellschaft mit all ihren Problemen. Deshalb, so Keul von der Kanzel der Nikolai-Kirche herunter, habe sie sich auch mit vollem Antrieb dem Kampf gegen Kinderarmut durch Einführung der Kinder-Grundsicherung gewidmet und freue sich umso mehr, als das Familienministerin Paus sich ebenso mit aller Kraft dafür einsetze. Dabei verschwieg Keul nicht, dass sie zur Frage der aufkeimenden Politik- und Demokratieverdrossenheit der Menschen selbst auch schon Momente der Verzweiflung hatte und Gedanken, sich einfach nur noch ihrer Familie zu widmen. Doch ihre Hoffnung und der Glaube an ihr Handeln sei immer wieder auch von kleinen Erfolgen gekrönt worden, die zum Weitermachen anspornten. Einen stattlichen Teil ihrer Bürgerpredigt widmete sie auch dem Thema Ukrainekrieg und der Haltung der Grünen, sich für die Unterstützung der Ukraine mit Waffen einzusetzen. Der Angriffskrieg sei eine klare Verletzung der UN-Charte von 1945, die mit dem hohen Preis von 60 Millionen Toten im zweiten Weltkrieg zustande kam. Als Abgeordnete hatte sie sich immer für eine restriktive Waffenpolitik Deutschlands eingesetzt, sehe es aber dennoch als Pflicht der Bundesrepublik an, Russland aufgrund seines Überschreitens der „Roten Linie” in seine Schranken zu weisen. „Wo Gewalt nicht entschieden entgegen getreten wird, bricht der Rechtsstaat zusammen”, so Keul. Sie glaube an die Fähigkeiten des vernunftbegabten Menschen. Doch dafür gebe es vermutlich ebensoviel Anzeichen wie an die jungfräuliche Empfängnis. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es dann für die Besucher noch die Möglichkeit, sich mit der Bundestagsabgeordneten im Rahmen eines Sektempfangs vor der Kirche auszutauschen.
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