„Ist irgendwo noch eine Karotte für die Pinguin-Füße?” Eine der Damen vom benachbarten Edeka-Markt wirft die Frage in die Runde – und eine Karotte ist schnell zur Hand, wird von fleißig arbeitenden Kindern in Scheiben geschnitten, bekommt einen weiteren Zuschnitt und wird unter eine Kirschtomate gepickt. Kurz darauf ist ein weiterer kleiner Pinguin fertig und wird auf ein Tablett gesetzt.
Am Nachbartisch stehen bereits Platten mit allerlei Obst und Gemüse. Eine Schlange aus Gurkenscheiben windet sich dort durch ein Beet aus Kohlrabi, Karotten und Tomaten, daneben reißt ein Melonen-Monster sein mit Zähnen gespicktes Maul weit auf. Und rundherum sind alle sehr beschäftigt.
Was zu gesundem Essen dazu gehört, haben die Lehrer der Grundschule Rehburg tags zuvor mit ihren Schülern durchgesprochen. Einen Praxistag haben sie dann folgen lassen – um zu zeigen, dass gesundes Essen durchaus sehr lecker sein kann. Mohammed steht in der Küche der Schule und schneidet Petersilie klein.
Mit einem Auge linst er immer wieder zu den Frauen der Türkisch-islamischen Gemeinde hinüber. Gar zu verführerisch sind die Düfte dessen, was sie dort zubereiten – kleine Brötchen, mit Ziegenkäse gefüllt, stehen schon bereit, Lahmacun wird noch gebacken. Nein, sagt Mohammed, das Rezept für die Brötchen brauche er nicht. Die würde seine Mutter doch zu Hause ganz oft für ihn machen.
Philipp hingegen greift in seinen Ranzen und holt die Anleitung hervor. Das will er zuhause auch einmal ausprobieren. Im Klassenzimmer von Schulleiterin Corinna May sitzen die Kinder unterdessen um eine Rührschüssel herum auf dem Fußboden. Wer darf das Mehl abwiegen? Wer den Teig kneten? Und wie klein sollen die Rosinen geschnitten werden? Quarkbrötchen sind das aktuelle gemeinschaftliche Backprojekt, andere Teigsorten stehen schon auf der Heizung, um in Ruhe aufzugehen.
Auf den Fluren wuseln Kinder mit Backblechen voller Teigtaschen herum. Vorsichtig werden sie zum Backofen getragen. Wie heftig gearbeitet wird, ist Jasmin an der Nasenspitze anzusehen, die von Mehlstaub bedeckt ist. Der kleine Naseweis lacht darüber.
In anderen Klassenräumen werkeln Mitarbeiter der Volksbank mit Kindern – sie haben die „Kräuterfrau Lowis” von den Landfrauen mitgebracht. Brot mit vielen Kräutern entsteht dort.
Der Förderverein der Schule ist ebenfalls vertreten – zur Mitarbeit, aber auch, um den Projekttag zu finanzieren.
Die Kinder sensibilisieren, damit sie auch gesunde Lebensmittel mit Genuss und gerne essen, sei das eine Ziel der Projekttage, sagt Corinna May. Sie hoffe außerdem darauf, dass diese tollen Tage nachhaltig wirkten. Die Kinder sind jedenfalls informiert, dass die Lehrer künftig einen etwas genaueren Blick in ihre Frühstücksdosen werfen werden. Wer allzu häufig mit ungesundem Frühstück in die Schule soll eine Rote Karte dort hinein gelegt bekommen – als Hinweis an die Eltern, das Pausenbrot anders zu gestalten.Foto: jan