„Ich freue mich, wenn wieder Schwung in die Diskussion kommt!” Klaus Nagel, Leiter der pädagogisch-therapeutischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche ‚Die Güldene Sonne’ hat es gerne gehört, dass eventuell die politischen Gremien im Landkreis ein weiteres Mal zum Thema Inklusion bemüht werden sollen. Im Kreiselternrat war dieses Thema wenige Tage zuvor noch einmal intensiv diskutiert worden. Zu einem neuen Ergebnis auf Grundlage anderer Rahmenbedingungen waren die Elternvertreter in jener Sitzung gekommen. Sie möchten nun die Aussichten prüfen lassen über 2018 hinaus zwei Förderschulen für den Bereich ‚Lernen’ im Landkreis zu erhalten: die Förderschulen in Uchte für den Nordkreis, in Rehburg für den Südkreis. Im Landeselternrat wollen die Nienburger Vertreter zudem die Problematik des Auslaufens der Förderschulen noch einmal ansprechen. Geänderte Rahmenbedingungen gibt es mittlerweile etwa dadurch, dass sowohl Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung als auch Sprach-Förderschulen nicht mehr vom Auslaufen betroffen sein sollen. Inklusion befürwortet der Kreiselternrat – aber nicht um jeden Preis und das ist auch die Ansicht von Klaus Nagel und dem Leiter der Rehburger Förderschule, Jens Notzke. Die Voraussetzungen an den Regelschulen für Kinder und Jugendliche, die besonderer Förderung bedürfen, seien lange nicht ausreichend bemessen, sagen beide. Viel zu wenig Förderstunden und kaum eine Chance für die Sonderpädagogen, sich mit den jeweiligen Klassen- oder Fachlehrern abzustimmen sind nur zwei von vielen Gründen, die sie anführen. Zudem befürchten beide, dass so manche Schüler in Regelschulen einfach ‚untergehen’. Nagel, aus dessen Einrichtung in Rehburg rund ein Viertel der Schüler an der Rehburger Förderschule kommt, führt als Beispiel den Jungen an, der vor Jahren in der ‚Güldenen Sonne’ war. Zunächst, erzählt Nagel, besuchte der Junge die Grundschule. Dort konnte er dem Unterricht allerdings nicht folgen, wurde dadurch verhaltensauffällig und kam schließlich in die Förderschule. Mit einem Hauptschulabschluss verließ er sie und machte eine kaufmännische Ausbildung. Vor wenigen Wochen, sagt Nagel, sei er ihm wieder begegnet. Nun stehe der ehemalige Förderschüler kurz davor, Filialleiter zu werden. „Hätte er die Regelschulen weiter besucht, wäre das nicht möglich gewesen”, ist sich Nagel sicher. Die Schilderungen Notzkes in der Kreiselternratssitzung zu dem, was die Rehburger Förderschule auszeichnet und auch zu den Bedingungen, die derzeit für Schüler mit Förderbedarf vorliegen, ließen dessen Vertreter dafür stimmen, die Förderschulen noch nicht als abgehakt zu betrachten und zu erwägen, erneut an den Kreistag heranzutreten, um diese Diskussion noch einmal zu führen.Foto: jan