Über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Rolf Herrmann haben wir berichtet. Es wurden die Stationen seiner vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten aufgezeigt und auch gewürdigt. Wir wollten in einem persönlichen Gespräch mit dem Ausgezeichneten wissen, warum er sich für etliche Vereine/Initiativen und „seine“ Bürger so stark macht.
In Idensen wohnt Herrmann seit Oktober 1980. Nach seiner Heirat 1978 und dem im darauffolgenden Jahr begonnenen Hausbau erfolgte der Umzug aus der Mietwohnung in Bokeloh. „Ich bin im Dorf überaus freundlich aufgenommen worden, die Menschen begegneten mir offen und machten es mir als ‚Inhucker‘ (so wird hier jemand bezeichnet, der einen in Idensen geborenen Ehepartner hat) leicht, hier anzukommen. Darum habe ich mich gerne aktiv in das Dorfleben eingebracht“, sagte der Bundesverdienstkreuzträger. Es begann 1983 mit dem Eintritt in die Feuerwehr. Der seinerzeitige Ortsbrandmeister Günther Ebert überzeugte Herrmann, es nicht bei der passiven Mitgliedschaft zu belassen. Seit 1986 ist er Kassierer mit einer kurzen zweijährigen Unterbrechung. Der gelernte Bäcker und Bankkaufmann wurde dann auch politisch tätig, trat 1985 der SPD bei. Inzwischen im Dorf gut engagiert, ließ er sich 1986 zur Kommunalwahl als Bewerber für den Ortsrat aufstellen. Als Nachrücker kam er im Januar 1991 in den Ortsrat, nach der Wahl im Herbst 1991 wurde er stellvertretender Ortsbürgermeister und ist seit Juli 1994 Ortsbürgermeister.
Was bewegt Herrmann, sich so vielfältig nicht nur in Idensen zu engagieren? „Neugier, der Blick über den Tellerrand hinaus, die Freude helfen zu können und zu sehen, wie Neues entsteht“, antwortete Herrmann auf die Frage. „Mir liegt viel daran, Dinge, Sachverhalte und Zusammenhänge näher kennenzulernen, zu denen ich bisher keinerlei Beziehung hatte. Das ist für mich eine große Bereicherung. Dazu zähle ich auch die Erfahrungen, die ich mit in unserer Nachbarschaft untergebrachten Flüchtlingen gemacht habe“, ergänzte er. Darüber hinaus hat der Idenser während seiner Mitgliedschaft im Rat der Stadt (seit 1996 mit einer fünfjährigen Unterbrechung) die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Ortschaften erfahren und auch erkannt, dass es nicht möglich ist, allen sofort nachzukommen. „Ich habe in meiner politischen Tätigkeit mitbekommen, welche Wünsche die Bürger haben“, so der Ortsbürgermeister. Die Bücherstube in Idensen und Fuß- und Radweg in Verlängerung der Straße Branddrift nach Niengraben, den ‚Adventsmarkt‘ und natürlich die 888-Jahr-Feier, nannte er spontan als Beispiele.
Doch ein Ereignis hat den Ortsbürgermeister mehr als nachdenklich gestimmt. Bei der Bundestagswahl im Februar gab es von 444 direkt abgegebenen Stimmen in Idensen (728 Wahlberechtigte und 203 Briefwähler) rund 100 für die AfD. „Ist es die fehlende Möglichkeit, sich im Gespräch auszutauschen, weil die Nutzung und die Anonymität der neuen Medien ein bequemer Weg der Meinungsbildung ist“, fragt er. Herrmann freut sich nach wie vor über Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern in „seinem“ Dorf, weil der dann weiß, wem wo der Schuh drückt – und wie vielleicht geholfen werden kann. Herrmann ist einer, der sein Dorf verkörpert wie kaum ein anderer. Er ist sympathisch, zurückhaltend, immer verbindlich und klar in seinen Aussagen.