Historische Gebäude sind nicht nur Zeugen längst vergangener Zeiten, sondern zeigen auch wie man früher gelebt und gearbeitet hat. Eines davon ist die historische Kastenmangel in Steinhude. Heute als technisches Denkmal anerkannt. Persönliches Engagement, Verantwortung für die Ortsgeschichte und viele helfende Hände haben diesen Prozess begleitet.
Als Gisela und Wilhelm Bredthauer die Kastenmangel erbten, war sie in einem denkbar schlechten Zustand. Das Dach beschädigt, der Kasten gebrochen und nass, die Maschinen praktisch unbrauchbar. Bis 1983 noch nebenberuflich betrieben, nagte anschließend nicht nur der Zahn der Zeit an ihr sondern auch der Holzwurm. Viele hätten bei so einem Erbe wohl für Abriss und Bau von Ferienwohnungen plädiert. Bei der Lage der Kastenmangel in unmittelbarer Nähe zum Kurpark, wäre das sicher ein einträgliches Geschäft gewesen. Der Erhalt eines Denkmals dagegen kostet nur Geld.
Trotzdem gingen Bredthauers diesen Weg, bauten keine Ferienwohnungen. Den entscheidenden Impuls gab der Tag des offenen Denkmals mit der Schaumburger Landschaft im September 1996, wie Wilhelm Bredthauer rückblickend berichtet. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals wies Sigmund Graf Adelmann als damaliger Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft daraufhin, dass die Kastenmangel ein Schatz sei. Damit war die Idee geboren, die letzte noch vorhandene Kastenmangel in Steinhude zu erhalten. Stellte sich nur noch die Frage, wie das erfolgen sollte.
Zunächst gab es die Idee, sie abzubauen und im Zuge der Revitalisierung des Scheunenviertels dort wieder aufzubauen. Die Idee zerschlug sich. Noch 1996 wurde die Kastenmangel aber als technisches Denkmal anerkannt. Damit ergab sich die Möglichkeit Fördergelder zu beantragen. Allerdings gibt es da einen Haken. Steht ein Verein hinter so einem Projekt, kann die Förderung wesentlich höher ausfallen als bei einem Privatobjekt. „Man sagt nicht man will das, man muss es sich auch finanziell zutrauen“, betont Bredthauer. Man entschied sich schließlich gegen die Gründung eines Vereins und behielt so alle Fäden in der Hand. In der Folgezeit wurde die Mangel Stück für Stück renoviert. So manchen Sonntag verbrachte die Familie bei der Mangel.
Ihnen zur Seite standen dabei ein erfahrener Architekt und gute Handwerker. Manches wurde aber auch selber gemacht, denn mit Handwerkern alleine kann man so etwas nicht schaffen. Auch das muss einem bewusst sein. Das handwerkliche Geschick wuchs im Laufe der Zeit, erinnert sich Bredthauer. Vielfach wurde auch altes Material genutzt. So wurden Dachziegel einer Scheune aus Ottensen für das Dach genutzt. Von Anfang an beteiligte sich die Kastenmangel am Tag des offenen Denkmals. Auch die Steinhuder Meer Tourismus GmbH (SMT) kam früh auf Bredthauers zu, um die Kastenmangel im Rahmen der Führungen mit Gästen zu besichtigen. Darüber hinaus unterstützte sie auch viel, so dass ein besonderer Dank an die SMT geht. Die letzte Renovierung wurde im Frühjahr 2024 abgeschlossen. Seitdem hat die Kastenmangel auch einen barrierefreien Zugang, erhielten die Fenster eine Bleiverglasung, wurde die Ausstellung überarbeitet.
Rückblickend erinnert Bredthauer an den Spruch: „Erbe es, um es zu besitzen.“ Wahre Worte für die Kastenmangel, die sich seit 170 Jahren im Besitz der Familie Bredthauer befindet. Eine emotionale Bindung bleibt da nicht aus und muss vielleicht auch sein, um so etwas zu stemmen. Um die Kastenmangel so authentisch wieder aufzubauen, war auch viel Recherche notwendig. Wurden technische Fragen gelöst, Überlegungen angestellt und manchmal half auch der Zufall.