Vor 300 Jahren, genauer gesagt am 9. Januar 1724, wurde der herausragendste Landesherr Schaumburg-Lippes geboren. Um seine Grafschaft erwarb sich Graf Wilhelm große Verdienste. Er war der Initiator von Reformen um Schul- und Gesundheitswesen und ein bedeutender Gruppenführer und Militärtheoretiker, der in der Verteidigung die einzig angemessene und moralisch vertretbare Form in der Kriegsführung sah. Darüber hinaus ließ er die Inselfestung Wilhelmstein im Steinhuder Meer bauen und betrieb dort eine Miltärschule. Er holte „Männer von Genie“ wie Thomas Abt oder Johann Gottfried Herder nach Bückeburg und umgab sich gern mit Philosophen wie Voltaire und Moses Mendelsohn mit denen er einen regen Gedankenaustausch pflegte.

Ihm zu Ehren wurde direkt an seinem 300. Geburtstag ein Festakt abgehalten, der im Festsaal des Bückeburger Schlosses stattfand. Die Veranstaltung wurde eingeleitet und begleitet von dem bekannten Pianisten Nico Bernadie, der unterschiedliche Werke von Giovanni Battista Serbin und Johann Christoph Friedrich Bach interpretierte. Letzterer war ein Sohn von Joann Sebastian Bach, der mit gerade mal 18 Jahren als „Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer-Musicus“ am Hof in Bückeburg in die Dienste Graf Wilhelms trat. Aus diesem Grund wurde er auch der „Bückeburger Bach“ genannt. Der italienische Komponist Giovanni Battista Serbin war zu gleicher Zeit als Leiter der Hofkapelle tätig.

Die Begrüßung der circa 300 Gäste übernahm Sigmund Graf Adelmann, der als Präsident der Schaumburger Landschaft in Zusammenarbeit mit der Fürstlichen Hofkammer den Festakt organisiert hat. Der Festakt sei laut Adelmann der Auftakt für weitere Veranstaltungen, die im „Geburtstagsjahr“ folgen werden. Wann diese genau stattfinden, werde in den nächsten Tagen erklärt. Graf Adelmann war es auch, der - ähnlich wie seine nachfolgenden Redner - die positiven Charaktermerkmale des Grafen Wilhelm deutlich hervorhob. „Graf Wilhelm stand für eine defensive Kriegsführung und war damit sozusagen Gründer der Wehrpflicht“, lautete die einhellige Auffassung. Weitere Einigkeit bestand darin, dass Graf Wilhelm auch in vielen anderen Dingen seiner Zeit voraus war. So berichtete beispielsweise Dr. Stefan Brüdermann, dass dieser in seiner Regentschaft Handwerker angeworben habe, um die Lebensqualität in der Grafschaft Schaumburg zu erhöhen und sicherzustellen und stellte damit eine Analogie zur heuten Zeit her. Weitere Grußworte folgten von Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, Dr. Jörg Mielke, Leiter der Niedersächsischen Staatskanzlei sowie von Jan-Phillip Beck in seiner Funktion als stellvertretender Landrat des Landkreises Schaumburg.

Der Festvortrag, den Dr. Stefan Brüdermann, Leiter des Niedersächsischen Landesarchivs in Bückeburg hielt, war trotz seiner gut 60-minütigen Länge alles andere als uninteressant oder langatmig. Brüdermann gelang es durch seine rhetorischen Gewandtheit und lebendige Erzählweise, die damalige Zeit in den Festsaal des Bückeburger Schlosses zurückkehren zu lassen, sicherlich auch unterstützt durch das stilvolle Ambiente und das große Gemälde des Jubilaren, das als fester Bestandteil des Saals direkt hinter dem Rednerpult zu betrachten war.