Der Ausbau mit Glasfasertechnik in den Ortsteilen ist ein, wenn nicht sogar das wichtigste Wunstorfer Infrastrukturprojekt, das die Stadt auf Jahre hinaus zukunftsfähig machen wird. ”Es ist eine Technologie für alle Generation”, sagen Cengiz Temur, Geschäftsführer der OPIK Nord GmbH und Bürgermeister Carsten Piellusch im Gespräch mit dieser Zeitung.
WS: Das Glasfasernetz in den Wunstorfer Ortschaften soll Open Access fähig gebaut werden. Was bedeutet das?
Cengiz Temur: Open Access bedeutet, dass ein offenes Glasfasernetz erstellt wird, was technisch darauf ausgerichtet ist, mehrere Internet-Service-Provider gleichzeitig das Netz nutzen zu lassen. Das bedeutet, dass das Glasfasernetz jedem Wettbewerber zu gleichen Konditionen und diskriminierungsfrei zur Verfügung steht. Die Entscheidung das Glasfasernetz zu nutzen, obliegt den jeweiligen Anbietern. Die OPIK GmbH wünschst sich in den kommenden Jahren so viele Wettbewerber wie möglich auf dem Netz, damit die Auslastungen gewährleistet und für die Endkunden eine Wahlfreiheit entsteht.
WS: Weitere Anbieter gibt es aber zunächst noch nicht und Interessierte müssten einen Vertrag von OPIK wählen, also ihren Anbieter wechseln. Was ist, wenn Verbraucher bereits einen laufenden Vertrag haben, müssen die dann doppelt zahlen?
Temur: Nein. Wir kennen natürlich das Problem mit den Vertragslaufzeiten und übernehmen daher diese Kosten für bis zu 12 Monate. Wir nennen das „Keine Doppelkosten-Garantie”. Es entstehen auch keine versteckten Kosten, etwa durch teure Übergangsverträge, worauf die Verbraucherzentralen zuletzt hingewiesen hatten. Die Verträge gelten erst ab der Leistungsbereitstellung, also erst, wenn der Hausanschluss hergestellt und das Netz verfügbar ist. Das gilt dann auch für die Angebotspreise auf unserer Tarife in den ersten sechs Monaten, die sich die Kunden jetzt sichern können. OPIK übernimmt auch alle Formalitäten. Das heißt, die Kündigung des alten Vertrages und die Mitnahme der heutigen Telefonnummer. Wir stellen den nahtlosen Übergang sicher und erklären an unseren Infomobilen sowie an unserem Stand auf dem Wunstorfer Wirtschafts-Wochenende alle wichtigen Details.
WS: Welche Kosten entstehen, wenn man sich für einen Glasfaseranschluss von OPIK entscheidet?
Temur: Innerhalb der Vermarktungsphase, bis zum 31. Mai 2025 ist der Hausanschluss völlig kostenlos. Nach Ablauf der Vermarktungsphase kostet der Anschluss während der Bauphase 750 Euro, danach ab 2000 Euro. Es ist daher sinnvoll, sich jetzt, innerhalb der Vermarktungsphase, einen kostenlosen Hausanschluss zu sichern. Dies bringt den weiteren Vorteil, dass man zu seinem heute bestehenden Kupferanschluss einen Glasfaseranschluss im Haus hat und sich damit selber die Wahlfreiheit für zwei unterschiedliche Netze schafft. Auch in den Ortsteilen, wo die Vermarktungsphase bereits Ende April abgelaufen ist, sichern wir weiter zu, den Anschluss kostenlos bereitzustellen. Bis zum 31. Mai müssen die Verträge aber abgeschlossen sein.
Carsten Piellusch: Wer vielleicht jetzt noch zögert oder darauf spekuliert, dass in den kommenden Jahren ein anderes Unternehmen den Glasfaserausbau vornimmt, sollte sich das gut überlegen, ob er auf diese Karte setzt. Das wird meiner Meinung nach nicht passieren. Denn die Kosten für die Schaffung eines solchen Glasfasernetzes sind sehr hoch, weil jede Menge Tiefbauarbeiten erforderlich sind. Der eigenwirtschaftliche Ausbau kann daher nur funktionieren, wenn möglichst viele Haushalte jetzt mitmachen.
”WS: Was passiert, wenn die erforderliche Quote von 40 Prozent in den Wunstorfer Ortschaften nicht zustande kommt?”
Temur: Zunächst entwickeln sich die Zahlen positiv, auch wenn wir zum heutigen Zeitpunkt das Ziel noch nicht ganz erreicht haben. Wir freuen uns aber, dass beispielsweise die Wohnungswirtschaft unserem Vorhaben offen gegenübersteht und Gestattungsverträge abschließt. Damit können auch Mieter ganz einfach auf den Glasfaseranschluss wechseln. Hier benötigen wir aber tatsächlich noch einige Vertragsabschlüsse. Wie der Bürgermeister schon sagte, ist die Finanzierung in das Glasfasernetz enorm hoch und der Investor benötigt für den Start des Projektes die Sicherheit, dass der Bedarf eines Glasfasernetzes vorhanden ist. Sobald die Quote erreicht ist, wird die MIH GmbH mit den nötigen Tiefbaumaßnahmen beginnen. Die Netzplanung ist bereits erstellt worden und Termine mit dem Tiefbauamt zur Umsetzung abgestimmt. Somit ist das Ziel, dass bereits nach dem Sommer die ersten Kunden ihren Glasfaseranschluss nutzen können. Sollte die Quote verfehlt werden, wird das Glasfasernetz von der Firma MIH GmbH nicht ausgebaut. Ob ein anderer Anbieter zu einem späteren Zeitpunkt das Glasfasernetz realisiert, ist uns nicht bekannt.
WS: Wie geht die Installation des Glasfaseranschlusses im Gebäude von statten?
Temur: Die Installation des Glasfaseranschlusses wird durch die erfahrenen Techniker der MIH GmbH auf Basis der Hausbegehung durchgeführt. Die stehen auch schon in den Startlöchern wollen loslegen. Gebohrt wird ein etwa 2 Euro großes Loch durch die Außenwand des Gebäudes. An der Stelle wird der Übergabepunkt eingerichtet, nicht größer als ein Radio. Außerdem wird ein Medienkonverter zur Verfügung gestellt, an den die bestehende Hausinfrastruktur (zum Beispiel Netzwerkkabel) angeschlossen werden kann. Sollte es dabei Probleme geben, helfen Fachleute gern, wie etwa VINEROTEC aus Steinhude.
WS: Warum ist der Ausbau mit Glasfasertechnik eigentlich so wichtig. Die Bandbreiten haben sich in den vergangenen Jahren doch schon erhöht?
Carsten Piellusch: Das ist richtig, allerdings sind die Kapazitätsgrenzen in den bestehenden Netzen erreicht. Dafür steigt der Umfang der Datenpakete, die über das Internet ausgetauscht werden, immer weiter an. Die Homeoffice-Quote nimmt zu. Ich kann das für meine Verwaltung zum Beispiel sagen. Wir liegen bei rund 80 Prozent. Ein stabiles und leistungsfähiges Netz ist daher nicht nur heute wichtig, sondern muss auch in Zukunft noch Reserven haben. Die Glasfasertechnik bietet das. Das betrifft auch nicht nur die Verwaltung oder Unternehmen in der Wirtschaft oder den Tourismussektor, sondern auch die privaten Haushalte. Spontan denkt man da vielleicht an Streaming, aber auch das ist nur der Blick auf die Gegenwart. In Zukunft werden mehr Anwendungsbereiche hinzukommen, die hohe Datenraten erfordern. Telemedizin zum Beispiel. Videosprechstunden werden zum Alltag gehören. Gerade ist die Neuausrichtung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Niedersachsen durch Telemedizin auf den Weg gebracht worden.
WS: Und was machen Sie, wenn das Projekt scheitert?
Carsten Piellusch: Glasfaser ist eine Technologie für alle Generationen. Ich glaube daher an den Erfolg, und es wäre dann auch ein gemeinsamer Erfolg.
Die Firma OPIK Nord GmbH gehört zur Unternehmensgruppe der VX Fiber GmbH. VX Fiber ist ein internationales Unternehmen, mit bereits zehn Jahren Erfahrung im Glasfasergeschäft und betreibt in vielen verschiedenen Ländern für große Glasfasernetzeigentümer auf technischer Seite Netze. Beispielhaft hierfür sind unter anderem Projekte für die A1 und Kelag in Österreich sowie das größte Netz mit 300.000 aktiven Kunden in Afrika. Die Firma OPIK Nord GmbH bedient den Markt als Tochterunternehmen mit den Diensten und Produkten an die Endkunden – sprich mit Internet, Telefonie und TV.