Viele Fragen bleiben offen | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Viele Fragen bleiben offen

Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)

Wunstorf will klimafreundlich heizen: Mit der geplanten Wärmegesellschaft „MeerWärme“ wollen Stadtwerke, Bauverein und Avacon Natur ein zukunftsfähiges Wärmenetz aufbauen. Doch der Start hängt noch an einer ausstehenden Förderzusage. Zudem bleiben nach einer Informationsveranstaltung zur Kommunalen Wärmeplanung am Montag noch viele Fragen offen.

Förderzusage fehlt

Stadtwerke, Bauverein und Avacon Natur haben mit der Unterzeichnung eines Letter of Intent die Gründung einer gemeinsamen Wärmegesellschaft angekündigt. Unter dem Namen „MeerWärme“ soll in den kommenden Jahren eine klimafreundliche Wärmeversorgung für die Quartiere Barne, Innenstadt und Oststadt entstehen. Insgesamt rund 1.600 Gebäude, darunter öffentliche Einrichtungen wie Schulen, das Hallenbad und das KRH-Klinikum, sollen künftig über ein neues Fernwärmenetz versorgt werden.

Die Gründung der Gesellschaft wurde auch am Montag (18. August) im Rahmen einer Infoveranstaltung zum Thema kommunale Wärmeplanung und Klimaschutzkonzept im Hölty-Gymnasium öffentlich gemacht. Rund 200 Interessierte nahmen daran teil, was das große Interesse an der Wärmewende in Wunstorf unterstreicht. Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Radant nutzte die Gelegenheit, um auf eine zentrale Hürde hinzuweisen: Die Projektpartner warten seit mittlerweile acht Monaten auf eine Förderzusage vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Ein vorzeitiger Projektstart würde die Förderfähigkeit gefährden, weshalb die Umsetzung derzeit noch auf Eis liegt.

Ambitionierter Zeitplan

Trotz der Verzögerung bleibt das Ziel bestehen, im Jahr 2027 mit der Realisierung erster Teilnetze zu beginnen. Radant räumte jedoch ein, dass ein tatsächlicher Baustart wohl erst 2028 realistisch sei. Die konkrete Ausgestaltung der Wärmenetze hängt maßgeblich von den laufenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen ab. Noch ist unklar, welche Energiequellen zum Einsatz kommen sollen, geprüft werden unter anderem Geothermie, Flusswärme, Abwasserwärme und Großwärmepumpen. Auch die Frage, welche Straßenzüge und Quartiere tatsächlich angeschlossen werden, ist bislang offen. Als Prüfgebiete gelten die Barne und der alte Ortskern von Steinhude (Wärmequellen noch unklar). Das Steinhuder Meer scheidet aus ökologischen Gründen aus.

In der Oststadt könnte aufgrund der dichten Besiedelung und einer relativen Nähe zur Luther Kläranlage als potentieller Wärmequelle ein Wärmenetz durchaus wirtschaftlich betrieben werden. Für viele Bürgerinnen und Bürger bleiben mit der kommunalen Wärmeplanung, die am Donnerstag (21. August) auch Thema im Bauausschuss sein wird, aber viele Fragen offen.

Die Unsicherheit ist besonders brisant, da die Zeit drängt. Bis 2040 will die Region Hannover und damit auch Wunstorf treibhausgasneutral werden, ein Ziel, das ohne eine funktionierende und flächendeckende Wärmeinfrastruktur kaum erreichbar ist. Übergangslösungen sind zwar vorgesehen, doch wie diese konkret aussehen sollen, wurde bislang nicht näher erläutert. Die Projektgesellschaft „MeerWärme“ soll in den kommenden Monaten nicht nur die technische Planung vorantreiben, sondern auch die Öffentlichkeit stärker einbinden. Informationsveranstaltungen und Bürgerdialoge sind geplant, um Transparenz zu schaffen und Akzeptanz zu fördern.

Erklärungsnöte und Soziale Frage

Nach der Veranstaltung am Montag überwog allerdings die Skepsis. Ein Bürger brachte die Experten auf der Bühne in Erklärungsnot, als er vorrechnete, wie viel Häuser von jetzt an täglich in Wunstorf umgerüstet werden müssten, damit die Ziele auch erreicht werden können. Handwerker fehlten leider in der Runde.

Klar scheint jedenfalls, dass die Verwaltung mit gutem Beispiel vorangehen will. So dürfte ein Wärmenetz für die Innenstadt, ausgehend vom KRH-Gelände und mit der Stadt als weiterem großen Ankerkunden am realistischsten sein. Zumindest wird das sehr ernsthaft geprüft und beispielsweise auch mit Blick auf die derzeit anstehende Innenstadtsanierung öffentlich kommuniziert. So sagte der Bürgermeister kürzlich, dass mit der Erneuerung von Kanälen in der Fußgängerzone auch gleich der Ausbau des kommunalen Wärmenetzes vorgenommen werden soll.

Unterm Strich kristallisieren sich zwei Lager heraus: Die einen fordern einen raschen Beginn der Wärmewende, um endlich konkrete Fortschritte zu erzielen. Die anderen zweifeln an der Umsetzbarkeit der ambitionierten Pläne und warnen vor sozialen Verwerfungen. Denn je mehr Haushalte aus dem Gasnetz ausscheiden, desto stärker steigen die Kosten für die verbleibenden Nutzer, mutmaßlich Menschen mit geringem Einkommen oder Vermögen. Die drohende Kostenfalle ist seit Langem bekannt, doch die Politik bleibt eine klare Antwort schuldig.

Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept und der Kommunalen Wärmeplanung. (Foto: tau)
Ergebnisse vorgestellt: Bürgermeister Carsten Piellusch und Klimaschutzmanagerin Svenja Puls. (Foto: tau)
Haben eine Vereinbarung unterzeichnet: Vertreter von avacon, Stadtwerken und Bauverein.  (Foto: privat)

André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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