„Schaaatz, was machst Du gerade?” „Nichts.” „Wie nichts? Du musst doch etwas machen?” „Nein. Ich sitze einfach nur auf dem Sofa.” „Aber was denkst Du denn?” „Nichts.” „Aber Du musst doch...” wissen, dass Mann immer verkehrt antwortet, wenn Gattin ihn fragt, welches Abendkleid ihm am besten gefalle und er in einer Abwägung das rote gegenüber dem grünen bevorzugt, obwohl ihm das grüne doch immer am besten gefallen hat. Sehr schön sind auch morgens Diskussionen im Bademantel am Frühstückstisch, um die exakte Berechnung eines viereinhalbminütigen Frühstückeis zu klären. Kennen Sie nicht? Dann doch sicherlich die sich zart anbahnende Freundschaft einer Campingplatzbekanntschaft. Vom „Sie” gingen die Eheleute Hoppenstedt und Pröhl zaghaft auf das „Du” über, immer bedacht, mit höflicher Zurückhaltung dem anderen noch nicht zu nah zu treten - bis ein Kosakenzipfel brüderlich unter Männern geteilt werden soll. Und die falsche Interpretation von einer gerechten Halbierung des Leckerbissens die Männer zum „Sie” zurückbringt und die Ehefrauen nach ergebnislosen Hoffen auf Beschwichtigung zu Schimpfwörtern verleitet.
Wecken diese Ausschnitte der Sketche vom Theaterschiff Bremen irgendetwas? Sicherlich, denn die Vorlagen nach Victor von Bülow alias Loriot sind aus der „Tiefebene des wirklichen Lebens”. Zum diesjährigen Wilhelm-Busch-Preisträgers fällt es seinem Laudator Dr. Martin Tschechne, Chefredakteur des Kunstmagazins „Weltkunst”, nicht schwer, Parallelen zu Herkunft und Werdegang, Weltsicht und Humor zwischen Loriot und Wilhelm Busch zu ziehen. „Nur große Humoristen wie Busch, Loriot und Gernhardt schaffen es, uns über die Schrecken unserer Banalitäten lachen zu lassen - und dieses Lachen befreit.” Victor von Bülow bilde „haargenau die zwischenmenschliche Realität” ab und nutze, wie Tschechne Patrick Süßkind zitierte, „gesellschaftliche und individuelle Gegebenheiten” dazu, „um damit Komik zu erzeugen”.
Das spiegelte sich auch schon in Lena Krochmanns Gedicht wieder. Nicht umsonst erhielt die mit elf Jahren jüngste Preisträgerin den Sonderpreis der Wilhelm-Busch-Förderpreise für ihre „Schneeballschlacht”, in der ein „Ball aus Schnee” „AUS VERSEHEN” „mitten rein, in dein Gesicht” fliegt. Bruno Wendt erhielt für einen „hintertriebenen Maulwurf”, der auf dem Fußballplatz das Tor „schrumpfen” und Männer im Glauben lässt, ihnen widerfahre noch ein „Wachstum” den zweiten Wilhelm-Busch-Förderpreis. Über Diskrepanzen zwischen Autor und Lektor schreibt der erste Wilhelm-Busch-Förderpreisträger Gerhard Seyfried in seinem Gedicht „Lektorat”. Unter www.wilhelm-busch-preis.de sind die Preisgedichte zu lesen. Foto: mr
Laudator Dr. Martin Tschechne bringt „stellvertretend” für Victor von Bülow das Männchen mit der Knollchennase mit.
Die Gewinner des Wilhelm-Busch-Preis: Bruno Wendt (v.li.),Gerhard Seyfried und Lena Krochmann mit Moderator Bernhard Lassahn.
Auch wenn Victor von Bülow nicht persönlich in Stadthagen sein kann: Das Rahmenprogramm dreht sich nur um „Loriot” und sein Werk.
Die Campingplatzbekanntschaft der Eheleute Hoppenstedt und Pröhl wird auf Grund eines Kosakenzipfels auf eine harte Probe gestellt.
e/d: Frau Blöhmann ist von der Kussmaschine ihrer Therapeutin ganz begeistert. Nur will diese das Gerät den Eheleuten nicht mitgeben. Warum bloß nicht?