Jugendfeuerwehrleute, die einen Rollator über das Gelände schieben, sind schon ein ungewöhnlicher Anblick. Als eine der Stationen beim Spiel ohne Grenzen war aber genau das ihre Aufgabe. Unter anderem, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es ist, mit einem Handicap unterwegs zu sein. Ähnlich war der Ansatz beim Rollstuhl-Parcours in der Fahrzeughalle der Rehburger Feuerwehr. Welche Tücken selbst kleinste Schwellen für diejenigen bergen, die in Rollstühlen sitzen, konnte jeder am eigenen Leib erfahren. Dass es darum gehe, sich auf diejenigen einzustellen, die ein Handicap haben und nicht umgekehrt, habe sie eben am eigenen Leib erfahren, meinte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt, Schirmherrin der Veranstaltung, bei der Siegerehrung lachend. Damit sie über das hohe Pult schauen könne, habe man ihr, die nicht eben hoch gewachsen sei, bereitwillig eine Fußbank gegeben.
Das war die eine Seite des Integrationstages. Der zweite Hintergrund für den Tag, den die Rehburg-Loccumer Feuerwehren, die Kreisjugendfeuerwehr unter der Leitung von Detlev Schiller und die Landesjugendfeuerwehr mit deren Leiterin Anke Fahrenholz mit großem Aufwand vorbereitet hatten, war es, ein Zeichen für den Integrationswillen der Jugendfeuerwehren zu setzen. Rundt befand es als bemerkenswert, dass das, was typisch deutsch sei, nämlich die Feuerwehr, sich für Integration einsetzte. Schiller, der in zweiter Funktion bei der Feuerwehr auch Integrationsbeauftragter des Landesverbandes ist, machte dazu deutlich, dass eine weitere Motivation der Feuerwehren selbstverständlich auch in der Sorge um den Nachwuchs liege. Das große Feld der Menschen mit Migrationshintergrund möchten die Feuerwehren für sich begeistern und ihre freiwillige Arbeit gerade in ländlichen Gegenden dadurch aufrechterhalten können. Migranten habe er bislang in erster Linie in Sport- und Angelvereinen gesehen – das müsse doch auch bei den Feuerwehren möglich sein. Ein wenig enttäuscht war er, dass von sämtlichen Jugendfeuerwehren aus Niedersachsen, die eine Einladung bekommen hatten, in erster Linie solche aus den Landkreisen Nienburg und Verden angemeldet hatten. Andere Kreisfeuerwehren hätten mit verstärkter Werbung in den eigenen Reihen sicherlich noch mehr Gruppen nach Rehburg schicken können. 39 Gruppen mit jeweils mindestens sieben Mitgliedern traten bei den Spielen ohne Grenzen gegeneinander an.
Ein deutliches Zeichen der viel beschworenen Integration an diesem Tag setzte der türkisch-islamische Kulturverein Rehburg-Loccums, der DITIB. In zahlreichen Töpfen rührten und an etlichen Feuerstellen brieten die Frauen und Männer des Vereins türkische Spezialitäten und waren auch ansonsten mit einem großen Teil ihrer Gemeinde zu dem Feuerwehrtag gekommen. Mit ihrer Folklore-Gruppe hatten sie die eigentliche Zielgruppe des Tages – die Jugendlichen – dabei. Die Einträchtigkeit, das Miteinander ist so deutlich demonstriert worden. Ein Zeichen hat die Feuerwehr mit ihrem Integrationstag sicherlich gesetzt, hat die Jugendfeuerwehrleute sensibilisiert und auch die Einladung an diejenigen mit Migrationshintergrund deutlich formuliert, sich ihr doch anzuschließen. Ob dieser Tag Früchte trägt, wird sich noch zeigen müssen.
Eine Bildergalerie zum Integrationstag der Landesjugendfeuerwehr in Rehburg ist auf der Website der Stadt www.rehburg-loccum.de frei geschaltet. Sieger beim Spiel ohne Grenzen wurde das Kreisjugendforum Emsland vor der Jugendfeuerwehr Horstedt und der Jugendfeuerwehr Beienrode. Foto: jan