Zwei Dinge habe er mit Astrid Lindgren gemeinsam, sagte Matthias Blum: er habe eine ähnlich unbeschwerte Kindheit gehabt und könne außerdem wie Lindgrens Michel aus Lönneberga auf Händen laufen. Letzteres führte er eindrucksvoll und sehr zur Freude des Publikums bei der Vernissage der Ausstellung vor. Dazu erzählte der Förderschullehrer, der die Ausstellung seit Jahrzehnten zusammenträgt, von seinem Besuch bei der schwedischen Autorin, als diese schon 90 Jahre alt war, berichtete von den Preisen, mit denen sie überhäuft wurde, augenzwinkernd auch davon, dass sie den Nobelpreis nur deshalb nicht bekommen habe, weil er zu klein für sie sei. Von ihrer Beerdigung bei der 100.000 Menschen die Straßen Stockholms säumten und es in der Kirche zu Tumulten um die wenigen zu vergebenden Plätze kam, berichtete er, und auch von den unsterblichen Figuren, die sie erschaffen hat.
Von letzteren ist eine Menge in der Ausstellung zu sehen. Wer alles genau betrachten – und auch lesen - möchte, muss sich viel Zeit nehmen. Vieles ist aber auch plakativ und unübersehbar – wie etwa die großen Holzaufsteller mit Michel, Ronja, Pippi und den Brüdern Löwenherz, die die Besucher bereits im Park der ‚Romantik’ darauf hinweisen, was sie dort zu erwarten haben. Der ‚Kleine Onkel’ – das Pferd von Pippi Langstrumpf – steht mitten in der Ausstellung in Lebensgröße und aus Pappmaché. In den Kabinetten hingegen sind mit Bildern aus Verfilmungen, mit Textauszügen, Kisten und Koffern voller Lindgren-Exponate und mit Büchern, in denen ausgiebig geschmökert werden darf, Begegnungen mit lieb gewordenen Fantasie-Gestalten Lindgrens möglich.
Dass nicht nur ihr Werk sondern auch ihre eigene Lebensgeschichte kaum zu fassen ist, zeigt ein weiteres Kabinett – wie aus dem Bauermädchen aus dem Dorf Vimmerby die meistgelesene Kinderbuchautorin der Welt wurde und wie sie es dennoch schaffte, immer ein bescheidener Mensch zu bleiben, geht aus den Texten dort etwa hervor. Aber auch, dass sie irgendwann in fortgeschrittenem Alter begann, die Macht ihrer Bekanntheit zu nutzen und sich unter anderem gegen Atomkraft und Rechtsradikalismus, für den Tierschutz und für den Frieden einzusetzen. Ihre bemerkenswerte Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an sie ist dort im Volltext zu lesen.
Wer noch mehr zu Astrid Lindgren erfahren möchte, bekommt in den nächsten Monaten mit etlichen Lesungen und Vorträgen Gelegenheit dazu. Auf der Website www.badrehburg.de sind die Termine hinterlegt. Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags, 13 bis 17 Uhr, an den Wochenenden von 11 bis 17 Uhr, geöffnet. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt zwei Euro.Foto: jan