Ostereier haben es Lieselotte Kahle schon als Kind angetan. Damals, als sie oft ins benachbarte Rehburg fuhr, wo ihre Familie mit der Familie des Försters befreundet war. Heute ist die Rehburg-Loccumer Verwaltung in jenem Haus. Damals jedoch freute sich die kleine Lieselotte jedes Mal, wenn die Försterfrau ihr zeigte, wie Eier schön gestaltet werden können. Im Mittelpunkt des Vorgangs steht das Wachs. Einen winzigen Puppenherd hat Lieselotte Kahle auf einen Tisch gestellt, darauf ein kleiner Topf mit Bienenwachs. Federn mit zu kleinen Dreiecken zugeschnittenen Spitzen hat sie daneben liegen, auch etliche Holzstäbchen, aus deren Enden Stecknadelköpfe unterschiedlicher Größe ragen. Das ist ihr Arbeitsgerät, um Strich für Strich traditionelle Ostermuster entstehen zu lassen. Was diese schönen Muster zu bedeuten haben, das erklärt Lieselotte Kahle immer dann, wenn sie Besucher in ihrer Ausstellung hat. Auf ihrer Diele kann sich dort jeder nach Belieben umsehen – wer aber mehr wissen will, kann auch um eine kleine Führung bitten. Anschaulich erzählt sie dann nicht nur davon, wie die Ostereier entstehen, sondern auch von den Hintergründen der Symbole und davon, welche Bedeutungen die unterschiedlichen Farben haben: Grün für die Wiedergeburt der Natur und den Sieg über den Tod, Violett für die Passionszeit, Rot für Christi vergossenes Blut… Mit Führungen, insbesondere auch im christlichen Kontext kennt die 73-Jährige sich aus. Schließlich hat sie bis zu ihrer Pensionierung im Kloster Loccum als Küsterin gearbeitet und als solche so manche Gruppe durch Kirche und Kapellen geführt. Wunderschön sehen die Eier bereits aus, wenn sie trocknend nahe der Fensterbank stehen. Was allerdings noch fehlt, das ist der Glanz. Der Kachelofen in der Küche wird dafür genutzt. Rund drei Stunden Arbeit stecken in jedem einzelnen dieser Eier. „Auch wenn ich es schon so lange mache”, sagt sie, „wird die Zeit nicht weniger.” Ist ein großer Teil der Eier eingefärbt, so beginnt sie damit, ihre Diele herzurichten. Alte Truhen, Schränke und Tische hat sie dort stehen. Tischdecken und –läufer mit österlichen Motiven werden darauf ausgelegt, Schachteln, Kisten, Schalen, Mollen und Körbe im Raum verteilt. Um die Ostereier schön zur Geltung zu bringen, füllt sie diese Behälter mit ganz unterschiedlichem Material. 1987 hat sie die erste Ausstellung auf ihrer Diele aufgebaut. Jahr für Jahr hat sich etwas verändert, ist Neues hinzugekommen, aber auch Altes wieder aufgestellt worden. Manches Mal stehen ganze Busladungen mit Besuchern auf ihrer Diele. Selbst aus dem Mindener Raum würden Menschen zu ihr kommen, sagt Kahle. Dass sich ein Besuch lohnt, hat sich eben herumgesprochen. Für die vorösterliche Zeit in diesem Jahr öffnet sie ihre Diele vom 7. bis 22. März. An sieben Tagen in der Woche können Besucher dann von 14 bis 18 Uhr zu ihr nach Loccum in die Rehburger Straße 17 kommen. Zu weiteren Zeiten öffnet sie außerdem nach Absprache unter der Telefonnummer (0 57 66) 2 01 gerne. Foto: jan