Zum Geburtstag Rehburg-Loccums lädt die Stadt Jahr für Jahr verdiente Bürger ein. Dieser „Geburtstag” ist der 1. März, denn zu diesem Datum wurden im Jahr 1974 die kleinen Gemeinden Rehburg, Loccum, Bad Rehburg, Winzlar und Münchehagen zur Stadt Rehburg-Loccum zusammen geschlossen. Gefeiert werden dann allerdings nicht nur dieser Geburtstag, sondern auch etliche Menschen, die ehrenamtlich gestaltend an dem Geburtstagskind arbeiten - und in jedem zweiten Jahr wird der Bürgerpreis verliehen. Bislang, so führte Bürgermeister Martin Franke aus, sei dieser immer an Vereine und Institutionen gegangen. Das sei dieses Mal anders, denn auch Einzelne könnten den Preis bekommen. Und so überreichte er ihn zum einen an Evelyn Rossa, zum anderen an Hans-Joachim Reich. Im kulturellen Bereich habe Evelyn Rossa mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Stadt begonnen, führte Franke aus. Anfang des Jahrtausends gründete sie den Kunstverein „Lust auf Kunst”, der in der Unterzeile mit „Begegnungen ohne Grenzen” werbe. Seitdem habe sie dazu beigetragen, dass eben dieses in der Stadt geschehen sei mit vielen Ausstellungen in dem Atelier des Vereins, aber auch mit Ausstellungen im Rathaus, in der „Romantik Bad Rehburg” und an anderen Orten. Dass sie aus vielen Ländern der Erde Künstler zu diesem Zweck in die Stadt einlud und es sogar schaffte, dass ein Beitrag über Rehburg-Loccum im türkischen Fernsehen gesendet wurde, hob der Bürgermeister hervor. Darüber hinaus bekomme Evelyn Rossa den Bürgerpreis aber wegen ihres Engagements im Netzwerkbüro „Ehrenamt vor Ort”, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist, und insbesondere wegen ihres Einsatzes in der Flüchtlingshilfe. Sie kenne alle Namen derjenigen, die als Flüchtlinge in die Stadt gekommen seien, sei zur Begrüßung jedes Einzelnen dabei, kümmere sich in vielerlei Hinsicht, sorge selbst dann für Abhilfe, wenn eine Suppenkelle fehle, und sei sogar bei einer Geburt dabei gewesen. „Sie ist immer vorne dabei und tut und macht!” Ebenso verlieh Franke den Bürgerpreis an Hans-Joachim Reich. Seit mehr als 50 Jahren sei Reich in Sachen Tischtennis in der Stadt unterwegs. So lange arbeite er bereits ehrenamtlich als Spartenleiter Tischtennis im TV Jahn Rehburg. Zahlreiche weitere Aufgaben für diesen Sport nehme er wahr. So sei er etwa Verbands-Schiedsrichter, Übungsleiter und stehe immer noch dreimal pro Woche für den TV Jahn als Trainer in der Rehburger Turnhalle. Etliche Erfolge hätten die Schützlinge von Reich zu verzeichnen. Dass er außerdem noch den TV Jahn Rehburg – einen der größten Vereine im Stadtgebiet – als Vorsitzender leitet, ging in der Laudatio beinahe unter. Neben diesen beiden holte Franke aber noch viele weitere Rehburg-Loccumer auf die Bühne. Solche, die nicht wirklich in eine Kategorie passen, die sich aber in besonderer Weise verdient gemacht haben, zeichnet die Stadt mit dem Signet „Auserwählt” aus. Das zumindest steht auf den Porzellanbechern, die das sichtbare Zeichen der Anerkennung sind. Isolde Dralle ist eine, die diesen Becher überreicht bekam. In erster Linie, sagte Franke, weil sie es gewesen sei, die sich dafür einsetzte, dass die historischen Kuranlagen Bad Rehburgs nicht der Abrissbirne zum Opfer fielen. Für Renate Piepenbrink gab es den Becher, wegen ihres unermüdlichen Einsatzes als Vorsitzende des Loccumer DRK-Ortsvereins. Günter Wilkening hingegen stieg auf die Bühne, weil er in Münchehagen zu den Mitbegründern des Dörpvereins zählte, den er mittlerweile als Vorsitzender leitet. Hervor hob Franke auch Wilkenings Rollen als Pingelkeerl und Kapitän Herrmann, in denen er einmal in Loccum, zum anderen in Münchehagen als Gästeführer unterwegs ist. Sportliche Erfolge hingegen brachten Vater und Tochter – Ulrich und Melanie Bleeke – die Auszeichnung ein. Sie sind als Team seit Jahrzehnten im Motorsport aktiv, haben viele Preise bei Orientierungsfahrten eingeheimst und solche Fahrten in der Stadt auch ausgerichtet. Olaf Hogrefe stieg auf die Bühne, weil er maßgeblich dafür steht, dass es in Winzlar noch ein Schützenfest gibt. 20 Jahre als Schießsportwart und etliche Arbeitseinsätze auch für den TV Eiche Winzlar waren zusätzliche Gründe. Ebenfalls im Schießsport unterwegs ist Adolf Lübkemann. Dass der Bad Rehburger einmal Bundessieger bei den Kyffhäuser-Kameradschaften war, ansonsten aber dafür sorge, dass Schützenscheiben eine Zierde sind, weil er sie selbst bemalt, waren einige der Gründe für seine Auszeichnung. Heinz Emmrich hingegen ist in vielerlei Beziehung zur Kirche unterwegs. Lange Zeit im Loccumer Kirchenvorstand, Vorstandsarbeit in der Klosterstube und im Kirchenkreistag und schließlich auch die von ihm mitbegründete Initiative „Offene Gärten rund um die Rehburger Berge” sind nur einige seiner ehrenamtlichen Aktivitäten. Erich und Helga Hitz erklommen die Bühne für ihren Einsatz in Sachen Film. Einen Film über das Leben in Münchehagen haben sie gedreht, arbeiten nun an einem ähnlichen Projekt in Rehburg, unterstützen die Rehburger Theatergruppe und sind auch ansonsten bei vielen Gelegenheiten mit Filmkamera und Fotoapparat zu sehen. Viele Jahre im Vorstand des Rehburger Bürger- und Heimatvereins haben Friedrich Kloth die Auszeichnung eingebracht. Dass er darüber hinaus immer da ist, wenn es etwas zu tun gibt, und er beispielsweise bei dem Aktionstag des Vereins stets der erste und der letzte ist, der bereit steht, um anzupacken, hob Franke hervor. Den Festvortrag zum Jahresempfang gestaltete der Geschäftsführer des ASB Kreisverband Nienburg, Jens Sewohl. „Ist Ehrenamt noch Ehrenamt?” war die Frage, mit der er antrat, sie aus eigenen Erfahrungen beantwortete und insgesamt zu dem Resümee kam, dass es ohne Ehrenamt insbesondere in den heutigen Zeiten nicht gehe. Foto: jan