Pressemeldung des Stadtmarketingvereins Stadthagen (SMS) - Hier lesen Sie die komplette Stellungnahme | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Pressemeldung des Stadtmarketingvereins Stadthagen (SMS) - Hier lesen Sie die komplette Stellungnahme

Wirtschaftlich unvernünftig: Stadt beendet erfolgreiches Innovationsprojekt
Vor rund anderthalb Jahren haben die politischen Fraktionen in Stadthagen eine klare Entscheidung getroffen: Sie haben mit breiter Mehrheit den Weg für den Stadt. Raum als zentrale Anlaufstelle des Innenstadtprozesses freigemacht und damit zugleich 250.000 Euro Fördermitteln in dieses Zukunftsprojekt investiert.

Aus kaufmännischer Sicht ist eine solche Entscheidung immer eine strategische Investition – keine kurzfristige Ausgabe. Projekte, die in hohem Maße durch Fördergelder gestützt werden, benötigen Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Mindestens drei bis fünf Jahre sind notwendig, bis sich Strukturen stabilisieren, Netzwerke festigen und Effekte sichtbar werden. Tatsächlich zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass sich der Stadt. Raum in bemerkenswerter Weise entwickelt hat. Er ist längst zu einem festen Bestandteil des Stadthäger Stadtbildes geworden – ein Ort, an dem Vereine ihre Vorstandssitzungen abhalten, an dem sich Bürgerinnen und Bürger zu Gesprächen und Besprechungen treffen, und an dem ein spürbarer Austausch über die Zukunft der Innenstadt stattfindet. Der Stadt. Raum wurde angenommen, belebt und als offener Begegnungsort geschätzt.
Dass nun – nur anderthalb Jahre nach Projektbeginn – ernsthaft über einen Abbruch des Prozesses diskutiert wird, ist aus Sicht des Stadtmarketingvereins wirtschaftlich nicht nachvollziehbar und betriebswirtschaftlich ein fatales Signal. Wer ein derart gefördertes Projekt so früh stoppt, handelt nicht unternehmerisch, sondern konterkariert das Prinzip verantwortungsvoller Mittelverwendung.

Für die Fortführung dieses innovativen Innenstadtprojektes stehen bereits beantragte Fördermittel in Höhe von rund 1,45 Millionen Euro bereit. Um diese Summe abzurufen, wäre von städtischer Seite lediglich ein Eigenanteil von rund 30.000 Euro erforderlich gewesen – das entspricht einem Anteil von gerade einmal 2,5 Prozent. Dass eine solche Konstellation, die mit minimalem Mitteleinsatz erhebliche externe Investitionen in die Stadt ermöglicht, nicht genutzt werden soll, ist für den Stadtmarketingverein wirtschaftlich in keiner Weise nachvollziehbar. Die Begründung einzelner Fraktionen, man wolle Steuergelder „sinnvoll verwenden“, greift in diesem Fall ins Leere. Vor anderthalb Jahren wurden die Weichen für dieses Projekt gestellt, und mit 250.000 Euro öffentlichen Mitteln eine klare Entscheidung getroffen. Diese Mittel haben bereits sichtbare Werte geschaffen – im Stadt. Raum, in Netzwerken, in Beteiligung und Identifikation.

Eine Entscheidung, das Projekt jetzt zu beenden, bedeutet faktisch das Gegenteil von Sparsamkeit: Sie führt dazu, dass die bereits investierten 250.000 Euro verloren gehen. Hinzu kommt, dass der Vermieter einen vollständigen Rückbau der Immobilie fordert, was erneut einen fünfstelligen Betrag erfordert, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Darüber hinaus besteht der Mietvertrag weiter, unabhängig von einer politischen Entscheidung. Das heißt: Auch nach einem Abbruch würden monatliche Mietzahlungen fällig, die erneut aus öffentlichen Mitteln bestritten werden müssten.

Aus kaufmännischer Sicht ist dies eine Entscheidung mit maximaler Kostenwirkung und minimalem Nutzen – ein Schritt, der das Vertrauen vieler Bürgerinnen, Händler, Vereinsvertreter und Innenstadtakteure erschüttert. Für den Vorstand des Stadtmarketingvereins und seine Mitglieder ist diese Vorgehensweise nicht mehr nachvollziehbar und steht in krassem Widerspruch zu jedem Prinzip verantwortungsvoller und nachhaltiger Mittelverwendung.

Was bleibt am Ende übrig?
Mit der politischen Entscheidung, den Innenstadtprozess zu beenden, verlieren wir weit mehr als nur ein Projekt. Die Menschen, die den Stadt. Raum mit Leben gefüllt haben – engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hoher fachlicher Kompetenz, Erfahrung und einem tiefen Verständnis für Stadthagen – sind nicht mehr da. Sie haben das Feld verlassen. Diese Personen hatten nicht nur das Wissen, sondern auch den Willen, Verantwortung zu übernehmen: für den Innenstadtprozess, für die Bürgerinnen und Bürger, für Vereine und für die lokale Wirtschaft. Sie haben Fördermittel eingeworben, Netzwerke aufgebaut und Strukturen geschaffen, die eine aktive, moderne Wirtschaftsförderung überhaupt erst möglich gemacht haben.
Dieses Wissen, diese Motivation und dieses Engagement sind nun verloren. Ob die betroffenen Fachkräfte nach den jüngsten Entwicklungen bereit wären, nach Stadthagen zurückzukehren, ist mehr als fraglich. Was bleibt, ist eine Minimalausstattung in der Verwaltung: ein einzelner Mitarbeiter, der künftig die gesamte Wirtschaftsförderung stemmen soll – ohne Fördermittel, ohne Stadtraum, ohne personelle Unterstützung. Das führt zwangsläufig zu einer massiven Schwächung der Handlungsfähigkeit. Wie unter diesen Bedingungen die vielbeschworene Wirtschaftsförderung fortgeführt oder gar intensiviert werden soll, ist realistisch betrachtet nicht leistbar.

Der Stadtmarketingverein fragt daher mit allem gebotenen Respekt:
Wie soll Stadthagen mit dieser personellen und finanziellen Ausgangslage die Entwicklung der Innenstadt sichern?
Wie sollen neue Impulse entstehen, wenn die dafür notwendigen Strukturen, Menschen und Mittel systematisch abgeschafft wurden?
Was sich derzeit abzeichnet, ist kein geordneter Neustart, sondern ein Rückschritt auf ganzer Linie – verbunden mit dem Verlust von Know-how, Vertrauen und Zukunftsperspektive.

Erschütternd ist für den Stadtmarketingverein, wie mit dieser Entscheidung umgegangen wird. Was sich derzeit abspielt, ist nicht weniger als eine politische Fehlentscheidung mit weitreichenden Folgen – getroffen ungeachtet der Stimmen und Meinungen vieler Bürgerinnen und Bürger, der Vereinsvorsitzenden, Händler und all jener, die sich seit Jahren ehrenamtlich und mit großem persönlichen Einsatz für Stadthagen engagieren.

Diese Menschen investieren Zeit, Ideen und Leidenschaft, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhalten und zu verbessern, um den lokalen Handel zu stärken und die Stadtentwicklung aktiv mitzugestalten. Sie haben sich klar gegen die Schließung des Stadt. Raums ausgesprochen – und doch wurde ihre Meinung nicht gehört. Anstatt gemeinsam mit den engagierten Kräften der Stadt an einem Strang zu ziehen, erleben wir derzeit ein politisches Handeln, das Beteiligung ignoriert und Vertrauen zerstört.
Für den Stadtmarketingverein ist es nicht nachvollziehbar, warum dieser Dialog nicht gesucht, sondern vermieden wird. Die Frage drängt sich auf, ob es sich hier bereits um politisches Kalkül handelt – um Wahlkampf auf Kosten der Stadtentwicklung, auf Kosten derer, die sich für Stadthagen einsetzen, und auf Kosten von Projekten, die funktionieren, wachsen und Zukunft ermöglichen. Wenn Entscheidungen nicht mehr am Wohl der Stadt, sondern an parteipolitischen Interessen orientiert werden, dann verliert Stadthagen mehr als Fördermittel oder Infrastruktur – dann verliert die Stadt ihren gemeinsamen Gestaltungswillen.

Wenn all das nicht schon schwer genug wiegt, kommt nun ein weiterer, kaum fassbarer Umstand hinzu: Während in Stadthagen über das Ende des Innenstadtprozesses gestritten wird und die heimische Presse über politische Entscheidungen berichtet, die vielerorts nur Kopfschütteln auslösen, erhält das Projekt „Stadt. Raum Stadthagen“ bundesweit höchste Anerkennung.

Die Wirtschaftsförderer, die dieses innovative Konzept seit Jahren aufgebaut und entwickelt haben, werden am 10. November in Frankfurt mit einem der renommiertesten Innovationspreise Deutschlands ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die von Wissenschaftlern, Universitäten, Fachverbänden und Branchenexperten vergeben wird – Menschen, die mit nationalem Blick auf Stadtentwicklung und Zukunftsfähigkeit blicken.

Das Projekt, das in Stadthagen jetzt beendet werden soll, gilt diesen Fachleuten als Leuchtturm, als Vorbild für moderne und kooperative Wirtschaftsförderung, von dem andere Städte lernen können. Doch die bittere Ironie ist: Der Preis kann zwar noch angenommen werden, aber das Projekt, für das er verliehen wird, wurde vorab fahrlässig in Stadthagen politisch beerdigt– nach nur anderthalb Jahren. Damit wird eine Initiative, die außerhalb der Region als vorbildlich gilt, im eigenen Zuhause gestoppt. Und so droht das, was als Erfolgsgeschichte für Stadthagen gedacht war, sich zu einer Blamage zu entwickeln – ein Symbol dafür, wie zukunftsorientierte Projekte durch kurzsichtige Entscheidungen zerstört werden können. Die Jury, bestehend aus renommierten Wissenschaftlern und Expertinnen, hat monatelang geprüft, recherchiert und schließlich entschieden: Stadthagen steht für Innovation, Kooperation und Wandel. Dass diese Anerkennung nun ins Leere läuft, weil die lokale Politik den Prozess beendet hat, ist nicht nur traurig, sondern beschämend – für alle, die an die Zukunft dieser Stadt glauben.

Trotz all dieser Entwicklungen gibt der Stadtmarketingverein Stadthagen die Hoffnung nicht auf. Wir sind überzeugt: Es ist noch nicht zu spät, diesen Kurs zu korrigieren. Nicht nur der SMS, sondern auch die vielen Verbände, Vereine, Händler und engagierten Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt sollten jetzt ihre Stimme erheben und deutlich machen, dass der eingeschlagene Weg der falsche ist. Es geht nicht um parteipolitische Interessen – es geht um Stadthagen, um unsere Innenstadt, um das, was gemeinsam aufgebaut wurde.
Wir dürfen nicht länger um den heißen Brei herumreden. Die Zeit drängt. Nur durch klare Worte und gemeinsames Handeln besteht jetzt noch die Chance, die Politik zum Umdenken zu bewegen und das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt zurückzugewinnen.
Das ist unsere Hoffnung – und zugleich unser Auftrag: Für Stadthagen. Für die Menschen. Für eine Innenstadt mit Zukunft.


Axel Bergmann
Axel Bergmann
Freier Mitarbeiter
north