Es ist ein bedeutsamer Schritt hin zu mehr Unterstützung für Menschen in seelischen Ausnahmesituationen: Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe verstärkt ihre Hilfsangebote für traumatisierte Personen und Betroffene sexualisierter Gewalt. Mit einer umfassenden Fortbildung zur Traumafachberatung und geschulten Ansprechpersonen wird ein klares Zeichen gesetzt. Das Schaumburger Wochenblatt war zum Abschluss der Fortbildung mit dabei, um sich die Motivation der Teilnehmer anzuhören.
Seit Januar nehmen 21 Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen an der Fortbildung teil. Mit dabei sind unter anderem Mitarbeiter aus evangelischen und katholischen Kindertagesstätten, aus der Telefonseelsorge, der Ehe- und Lebensberatung sowie Diakoninnen, Pastoren und Notfallseelsorger der Landeskirche. Auch Ansprechpersonen für sexualisierte Gewalt erweitern in diesem Rahmen ihre Qualifikation.
Die Schulung deckt ein breites Spektrum an Inhalten ab – von den psychischen und neurologischen Auswirkungen traumatischer Erfahrungen bis hin zu konkreten Stabilisierungstechniken. Das hat den Teilnehmern selbst viel abverlangt. Theologische Referentin Alexandra Eimterbäumer betont die Relevanz des Vorhabens: „Mehr Menschen mit mehr Kompetenz im Umgang mit Traumatisierung – das ist unser Ziel. Gleichzeitig haben wir die Fortbildung auch für Partner geöffnet, mit denen wir in Krisen zusammenarbeiten.“ Daher hat sie Kontakt mit dem Diplom-Sozialarbeiter Alexander Korittko vom Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen aufgenommen, der die Gruppe nun seit Monaten in der Fortbildung begleitet.
Neben dem fachlichen Wissen vermittelt die Ausbildung auch Methoden zur Selbstreflexion und zum Selbstschutz, was ein zentraler Aspekt für alle ist, die in belastenden Beratungssituationen tätig sind.
Mit dem Ausbau der Traumafachberatung setzt die Landeskirche Schaumburg-Lippe auf nachhaltige Strukturen und auf Menschen, die hinschauen, zuhören und handeln. Dazu bildet sich durch diese Fortbildung ein lockeres Netzwerk, in dem man sich nun noch stärker im Landkreis austauschen wird. Man hat sich zudem bewusst dazu entschlossen, die Fortbildung auch für Teilnehmer außerhalb der Landeskirche mitzufinanzieren, um das Thema Trauma besser begleiten zu können.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Schutz vor sexualisierter Gewalt. Inzwischen gibt es in jeder der 22 Gemeinden der Landeskirche mindestens eine geschulte Ansprechperson. Damit soll niedrigschwellig Hilfe ermöglicht werden – gerade auch in kleinen Gemeinden, wo persönliche Nähe oft Vertrauen schafft. „Ich möchte, dass Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene wissen, an wen sie sich wenden können“, sagt einer der Teilnehmer.
Für Alexandra Eimterbäumer und Hans-Angelus Meyer, beide Ansprechpersonen der Landeskirche, steht fest: Ein solches Netzwerk kann nur dann wirksam sein, wenn es vor Ort verankert ist und wenn Verantwortung sichtbar übernommen wird.