Verwilderte Gräben, verlandete Flutmulden | Wunstorfer-Stadtanzeiger

02.07.2025 11:12

Verwilderte Gräben, verlandete Flutmulden

Nachdem Eike Zech sich (wieder einmal) bei der Stadt über den Bewuchs im Flutgraben beschwert hat, kam genau zum Interviewtermin auch ein Mitarbeiter zum Mähen vorbei. (Foto: nd)
Nachdem Eike Zech sich (wieder einmal) bei der Stadt über den Bewuchs im Flutgraben beschwert hat, kam genau zum Interviewtermin auch ein Mitarbeiter zum Mähen vorbei. (Foto: nd)
Nachdem Eike Zech sich (wieder einmal) bei der Stadt über den Bewuchs im Flutgraben beschwert hat, kam genau zum Interviewtermin auch ein Mitarbeiter zum Mähen vorbei. (Foto: nd)
Nachdem Eike Zech sich (wieder einmal) bei der Stadt über den Bewuchs im Flutgraben beschwert hat, kam genau zum Interviewtermin auch ein Mitarbeiter zum Mähen vorbei. (Foto: nd)
Nachdem Eike Zech sich (wieder einmal) bei der Stadt über den Bewuchs im Flutgraben beschwert hat, kam genau zum Interviewtermin auch ein Mitarbeiter zum Mähen vorbei. (Foto: nd)

Eineinhalb Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe in Rinteln sind die Erinnerungen noch frisch – doch der Hochwasserschutz scheint schon wieder vergessen. Die Kritik an der Stadtverwaltung wächst. Unternehmer wie Eike Zech fühlen sich im Stich gelassen und prangern massive Versäumnisse an.
„Nach dem Hochwasser hat sich wenig getan – vorher schon gar nichts“, sagt Zech. Seine Gärtnerei liegt direkt an einem der zentralen Flutgräben der Stadt. Am Jahrestag der Flut hat er Klage gegen die Stadt eingereicht.

Die Vorwürfe sind nicht nur emotional, sondern gut dokumentiert: Zwei Meter hohes Gestrüpp im Graben, flache und stark verlandete Durchläufe, dicht mit Brombeeren und Weiden bewachsen – all das habe den Abfluss massiv behindert. „Die Strecke ist viel zu flach, da wächst alles zu. Das Wasser sucht sich dann seinen Weg selbst“, erklärt Zech. Erst nach wiederholten Hinweisen von Anwohnern sei die Stadt tätig geworden – und selbst dann nur halbherzig.

Doppelte Standards und mangelnde Kommunikation

Besonders ärgerlich findet Zech den doppelten Maßstab: „Wenn bei uns etwas nicht passt, müssen wir innerhalb von zehn Tagen handeln. Sei es beim Arbeitsschutz oder anderer Auflagen. Laut Aktenlage der Stadt sind angeblich alle Gräben gepflegt – die Realität sieht ganz anders aus. Hier können Hinweise und Aufforderungen zur Beseitigung der Mängel offenbar jahrelang folgenlos ignoriert werden.“ Auch die Kommunikation mit der Verwaltung sei ernüchternd: Auf Anfragen warte man oft monatelang, während von Bürgern sofortige Reaktion erwartet werde. Selbst konkrete Angebote, die Grabenpflege zu übernehmen, verliefen in endlosen Gesprächsrunden und blieben letztendlich ergebnislos.

Schutzpläne in der Schublade

Brisant: Bereits 2015 wurde ein umfassender Hochwasserschutzplan erstellt – inklusive klarer Hinweise auf Problemstellen. Zechs Gärtnerei wird darin ausdrücklich als „massives Abflusshindernis“ aufgeführt. Doch Betroffene erfuhren davon erst nach der Flut – auf eigene Nachfrage. „Die Stadt wusste von den Risiken, hat uns aber nie informiert“, kritisiert Zech. Dabei wären viele der vorgeschlagenen Maßnahmen – wie die Verbreiterung von Gräben oder der Bau kleiner Dämme – technisch einfach und kostengünstig umsetzbar gewesen. Im Vergleich zu den für die Bürger der Stadt Rinteln potenziell entstehenden Schäden von mehreren Millionen Euro; ein verheerendes Versäumnis. Dafür wäre Zech sogar bereit den Teil seines Grundstücks, den er selbst bewohnt an die Stadt zu veräußern um zusätzliche Hochwasserschutzmaßnahmen zu ermöglichen.

Vertrauensverlust und Sündenbocksuche

Das Vertrauen in die Stadtverwaltung ist schwer beschädigt. „Wir kämpfen hier mit den Folgen, mit finanziellen Verlusten und Existenzsorgen. Und seit dem Ausscheiden von Herrn Boße gibt es nicht einmal mehr einen festen Ansprechpartner – es passiert schlichtweg nichts mehr“, sagt Zech.
Stattdessen erreichten viele Anwohner in jüngster Zeit Aufforderungen, alte Gartenhäuser und Schuppen im Flutbereich zu entfernen – angeblich aus Gründen des Hochwasserschutzes. Für Zech ist das ein Ablenkungsmanöver: „Jetzt sollen plötzlich Gartenhütten das Problem sein? Dabei hat die Stadt selbst jahrelang nicht gepflegt, nicht gemäht, nicht ausgebaggert. Und bis heute passiert zu wenig – und das ohne jeden strategischen Plan. Wer Verantwortung vermeiden will, überträgt sie am besten auf die Bürger.“


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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