WINZLAR (jan). Aktuell sind am Steinhuder Meer zahlreiche Jungtiere der seltenen und in Niedersachsen stark gefährdeten Laubfrösche zu sehen. In diesen Tagen verlassen sie nach der Umwandlung von der Kaulquappe zum Frosch die im Naturschutzgebiet Meerbruchswiesen angelegten Gewässer und begeben sich in ihre Sommerlebensräume. Sommerlebensräume - dazu gehören Hecken und Gebüsche, aber auch stauden- und blütenreiche Wegraine. Alle Laubfrösche am Steinhuder Meer stammen aus einem gelungenen Wiederansiedlungsprojekt der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM), denn der charismatische Lurch war an Niedersachsens größtem See über mehrere Jahrzehnte ausgestorben. Heute kommen sogar Besucher von weit her, um einen Blick auf die seltenen Amphibien zu erhaschen oder ein Foto machen zu können. Genau zehn Jahre ist es her, als die ÖSSM ein Projekt zur Wiederansiedlung des Laubfrosches startete. Zu diesem Zeitpunkt war der auch auf Bäume kletternde Frosch am Steinhuder Meer bereits rund 30 Jahre ausgestorben, weil sämtliche Gewässer, die die Amphibien als Laichgewässer benötigen, durch Trockenlegung und Verfüllen verloren gegangen waren. Nach dem Ankauf großer Grünlandflächen in den Meerbruchswiesen durch die Landkreise Hannover, Schaumburg und Nienburg in den 1990er Jahren bestand jedoch die Möglichkeit neue Blänken, Tümpel und Teiche anzulegen. „Damit wurden auch wieder die Lebensbedingungen für Laubfrösche und zahlreiche andere Tierarten geschaffen”, so Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM und Projektinitiator. Nur: auf eigenen „Füßen” konnten die Laubfrösche die Meerbruchswiesen nicht mehr erreichen. Deswegen holten die ÖSSM-Mitarbeiter mit behördlicher Genehmigung die ersten Laichballen aus der nächsten stabilen Population, zogen 2005 die ersten tausend Kaulquappen in Aquarien auf und entließen diese rund sechs Wochen später in verschiedene, zuvor ausgewählte Tümpel. Weitere Aktionen folgten in den darauf folgenden Jahren. Brandt: „Die ersten Laubfrösche riefen schon nach einem Jahr, dann stieg der Bestand zunächst langsam, dann steil an. Heute lebt am Westufer des Steinhuder Meeres mit mehreren tausend erwachsenen Laubfröschen eine der bedeutendsten Niedersächsischen Populationen. Für Thomas Beuster, Geschäftsführer der ÖSSM, ist klar, das sich die Erfolge ohne die vorherigen Flächenankäufe durch die Region Hannover sowie den Landkreisen Nienburg und Schaumburg und die Unterschutzstellung der Meerbruchswiesen nicht eingestellt hätten: „Dank dieser Voraussetzungen konnte hier in den letzten 20 Jahren eine Naturoase entstehen, die weit und breit ihresgleichen sucht”, so Beuster. Foto: p