Das SW wollte deshalb wissen, wie es in Rinteln aussieht und fragte nach bei der Stadt, die für die Grundschulen zuständig ist (sachliche Ausstattung), beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg, die für die personelle Ausstattung der Schulen verantwortlich sind, bei der IGS, dem Gymnasium Ernestinum und der BBS. Wir wollten wissen: Ist ihre Schule mit dem notwendigen Personal ausgestattet, um eine volle Unterrichtsversorgung zu gewährleisten? Wie viele Lehrkräfte fehlen gegebenenfalls in welchen schulischen Bereichen? Gibt es Quereinsteiger? Und wenn ja, welche Fächer können dadurch abgedeckt werden? Was müssten Quereinsteiger an Qualfikation für ihre jeweilige Schulform mitbringen, um unterrichten zu können? Gibt es Honorarkräfte, um die Unterrichtsversorgung aufrecht zu erhalten? Ist die digitale Infrastruktur an ihrer Schule ausreichend oder gibt es noch Luft nach oben? Ist die sprachliche Qualifikation der Schülerinnen und Schüler (SuS) ausreichend für den Unterricht an ihrer Schule, oder bedarf es da noch an qualifizierter vorschulischer Ausbildung? Was liegt ihnen als Schulleitungen besonders am Herzen, was sie der Bildungspolitik mit auf den Weg geben würden? Grundschulen gut aufgestellt

Für die Stadt Rinteln antwortete Joachim von Meien aus dem Schulamt. Rinteln, so von Meien, sei als Schulträger für die Ausstattung der Rintelner Grundschulen zuständig. Hierzu zähle auch die Bereitstellung der digitalen Infrastruktur. In diesem Zusammenhang habe die Stadt Rinteln in den vergangenen zwölf Monaten mehrere Anträge im „Digitalpakt Schule 2019-2024” gestellt, um die Rahmenbedingungen für digitales Lernen an den Schulstandorten zu verbessern. „Im Rahmen der Förderung durch den Digitalpakt sind die meisten Klassenräume der Grundschulen mit digitalen Tafeln der neuesten Generation ausgestattet worden. Aktuell erfolgt im Zuge der Digitalpaktförderung der Netzwerk- und WLAN-Ausbau der Grundschule Exten. Bereits vor dem Digitalpakt ist die Netzwerk- und WLAN-Infrastruktur an den Grundschulen Nord und Unter der Schaumburg ausgebaut worden. Für das Jahr 2024 ist der Netzwerk- und WLAN-Ausbau an der Grundschule Süd geplant”, so von Meien. Mareike Wellmeier, Schulfachliche Mitarbeiterin des Regionalen Landesamt für
Schule und Bildung Lüneburg, bezog Stellung aus Sicht des Amtes, die für die Lehrkräfte zuständig sind. An den Schulen in Rinteln seien im Einstellungsverfahren zum Schuljahr 2023/2024 insgesamt fünf Lehrkräftestellen ausgeschrieben. Alle ausgeschriebenen Stellen konnten mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern besetzt werden. An den Schulen in Rinteln kann damit die Verlässlichkeit der Grundschulen gewährleistet, sowie an allen Schulformen der Pflichtunterricht gewährleistet werden, so Wellmeier. Quereinsteiger würden derzeit nicht an Rintelner Grundschulen beschäftigt und auch keine Honorarkräfte. Allerdings gebe es an Rintelner Schulen zusätzliche Lehrkräftestunden über drei befristete Verträge. Was die sprachliche Qualifikation angeht seien im Schuljahr 2022/2023 von den Rintelner Schulen insgesamt rund 1.100 Schülerinnen und Schüler mit Sprachförderbedarf an das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) Hannover gemeldet: „Für das aktuelle Schuljahr gehen wir von einem leichten Anstieg der Zahl aus!”

IGS: Es werden noch zwei Lehrer benötigt

Für die IGS in Rinteln, die mit ihrem Neubau zu einer der modernsten Schulen Niedersachsens zählt, antwortete Schulleiter Torsten Rudolf: „Wir haben - trotz des allgemeinen Lehrkräftemangels - in den Sommerferien drei neue Lehrkräfte einstellen können. Für die Abdeckung des vollen Pflichtstundenbereichs würden wir noch etwa zwei weitere Lehrkräfte benötigen. Lehrkräfte für umfangreiche AG-Angebote, Wahlunterricht etc. sind hier nicht berücksichtigt. Bei uns fehlt es zurzeit an Religionslehrkräften. Wir haben in der letzten Einstellungsrunde versucht, Religionslehrkräfte einzustellen, konnten jedoch niemanden finden und sind auf andere Unterrichtsfächer ausgewichen. Wir haben seit etwa anderthalb Jahren einen Quereinsteiger, der parallel zu seiner unterrichtlichen Arbeit im Studienseminar Stadthagen qualifiziert wird. Honorarkräfte haben wir nicht. Unsere digitale Ausstattung ist hervorragend. Das sinnentnehmende Lesen und erfassen von Texten (der SuS) könnte besser sein. Dieses bezieht sich aber ausdrücklich auch auf Muttersprachlerinnen und Muttersprachler.


Mangelfächer Kunst, Musik, Erdkunde

André Sawade stellte als Schulleiter des Gymnasium Ernestinum in Rinteln fest, dass die Unterrichtsversorgung insgesamt in Ordnung sei: „Allein in den allgemeinen Mangelfächern Kunst, Musik und Erdkunde gibt es Engpässe. Hier unterrichten Lehrkräfte zum Teil fachfremd, aber sehr kompetent!” Quereinsteiger gibt es derzeit am Ernestinum nicht. Honorarkräfte (Schüler und pädagogische Mitarbeiter) unterstützen bei der Beschulung von Jugendlichen aus der Ukraine und dem Förderunterricht in den Hauptfächern. „Die digitale Infrastruktur am Ernestinum ist hervorragend, Luft nach oben gibt es immer. Alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse haben digitale Endgeräte, ein Wlan gibt es flächendeckend, in jedem Raum gibt es eine interaktive Tafel. Zur Zeit qualifizieren wir die Lehrkräfte im Einsatz von sogenannter künstlicher Intelligenz im Unterricht”, so Sawade. Und einen Wunsch hat auch er: „Wir würden uns mehr Spielraum bei der Verwendung unserer finanziellen Mittel, hier vor allem bei der Beschäftigung von pädagogischem Personal wünschen!”

BBS: Quereinsteiger im Fachbereich Sozialpädagogik

Sören Schütte aus der Verwaltungsleitung der BBS sieht die Schule gut aufgestellt: „Die Berufsbildenden Schulen Rinteln entsprechen der Unterrichtsversorgung der öffentlichen berufsbildenden Schulen des Landes Niedersachsen. Aktuell stehen der BBS Rinteln drei Einstellungsermächtigungen im Bereich der Pflege zu. Die Ermächtigungen ergeben sich aufgrund von Pensionierungen und Elternzeiten. Zwei Quereinsteiger im Bereich der Sozialpädagogik gibt es an den BBS Rinteln und die Anforderungen an die Bewerbenden sind landeseinheitlich in der Nds. MasterVO-Lehr, bzw. den Ländergemeinsamen inhaltlichen Anforderungen an die Fachdidaktiken und Fachwissenschaften in der Lehrerbildung festgelegt. An einer Anpassung an die jeweilig aktuell als unterversorgt geltenden Unterrichtsfächer wird seitens des Landes gearbeitet, um die Möglichkeiten des Quereinstiegs attraktiver zu gestalten. Honorarkräfte dürfen an Berufsbildenden Schulen nicht eingesetzt werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, Personal befristet nach Tarifvertrag zu beschäftigen. Die BBS Rinteln nutzt die Möglichkeit befristetes Personal einzusetzen. Die digitale Infrastruktur, die durch Schulträger zur Verfügung gestellt wird, ist gut. Wenn Schütte noch einen Wunsch aussprechen dürfte, dann diesen: „Die fachdidaktischen Herausforderungen angesichts der Digitalisierungen müssen schon während des Studiums thematisiert werden (Anpassung des Studiums)!”.