Die Gleise zwischen Rinteln und Stadthagen erzählen von einer langen Geschichte. Am 3. März 1900 fuhren hier die ersten Züge, sie verbanden Orte im Schaumburger Land mit der großen Welt. Jahrzehntelang waren sie für Pendler unverzichtbar, bis der Personenverkehr im Mai 1965 eingestellt wurde. Dann rollen erst nur noch Güterwagen, später kamen Sonderfahrten mit Dampfzügen hinzu.
Heute steht die Bahnstrecke erneut im Blickpunkt der Politik, denn das Land Niedersachsen prüft seit einiger Zeit, welche stillgelegten Trassen im Land für eine Reaktivierung im Personenverkehr geeignet sind. Auch in Schaumburg ist man daher in die Diskussion eingestiegen. Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hat dafür eine aufwendige Nutzwertanalyse gestartet. Dabei geht es nicht nur um die Kosten, sondern vor allem um die Frage, ob die Investitionen für die Sanierung und den Betrieb langfristig wirtschaftlich sind und welche neuen Chancen sich ergeben.
Zwischenbericht nun ohne Schaumburg
In einem Zwischenbericht teilte die LNVG mit, dass sechs Trassen in Niedersachsen „sehr gute Voraussetzungen“ für Bundesfördermittel erfüllen. Die Strecke zwischen Rinteln und Stadthagen gehört allerdings nicht dazu. Sie ist aber auch noch nicht abgeschrieben. Vielmehr zählt sie zu 15 Bahnlinien, bei denen weitere Gespräche mit Politik und Fachleuten folgen sollen. Erst danach wird entschieden, ob auch hier eine Chance auf Fördergelder besteht und inwieweit eine Reaktivierung später wirtschaftlich tragbar ist.
Das niedersächsische Wirtschafts- und Verkehrsministerium betont, es handele sich um einen Zwischenstand und kein endgültiges Aus für die Reaktivierungs-Pläne in Schaumburg. Minister Olaf Lies verweist darauf, dass noch Bewegung in dem Projekt möglich sei. Er setzt auf zusätzliche Mittel aus Berlin und verweist auf die Notwendigkeit, den öffentlichen Nahverkehr insgesamt auszubauen. „Wir brauchen Rückenwind für die Ausweitung des ÖPNV-Angebotes“, erklärt Lies. Für alle Reaktivierungsprojekte müsse am Ende beantwortet werden, wie der Mobilitätsbedarf nachhaltig gedeckt und welche Infrastruktur für die Zukunft gebraucht werde.
Gerade in Zeiten von Klimawandel und Verkehrswende hoffen viele Bürger, dass auch die Schaumburger Trasse eine zweite Chance erhält. Ein regelmäßiger Zugverkehr könnte Pendlern neue Möglichkeiten eröffnen, Staus verringern und die Region auch enger mit Hannover und Ostwestfalen verbinden.
Noch fährt auf der 20 Kilometer langen Strecke nur die Diepholzer Kreisbahn. Sie hat den Betrieb Anfang 2025 übernommen und möchte die Gleise zunächst für Gütertransporte und touristische Sonderfahrten sanieren. Eigentümer sind der Landkreis Schaumburg und die Städte Rinteln, Obernkirchen und Stadthagen. Für eine Rückkehr des Personenverkehrs wären jedoch erhebliche Investitionen nötig.