Viele Menschen im Landkreis Schaumburg wissen wenig darüber, was die Industrie- und Handelskammer (IHK) vor Ort konkret leistet. Die Geschäftsstelle in Stadthagen, ein Außenposten der IHK Hannover, bleibt für viele ein abstrakter Ansprechpartner. Das liegt auch daran, dass konkrete Projekte und deren Auswirkungen selten öffentlich sichtbar sind – in den Medien finden sie bislang kaum statt.
Dabei verweist die IHK selbst auch nur auf klassische Aufgaben: Beratung zu Ausbildung, Gründungsbegleitung, Prüfungsorganisation oder die Vertretung wirtschaftlicher Interessen bei regionalen Projekten. Doch wie sieht die tatsächliche Wirkung in der Praxis aus – etwa bei einem Thema wie der beruflichen Ausbildung?

Deutlicher Rückgang bei Ausbildungsverträgen

Martin Wrede, Geschäftsstellenleiter des IHK-Standorts Stadthagen, hat uns einen Einblick in die Entwicklung der Ausbildungszahlen gegeben. Die Zahlen machen deutlich: Im Landkreis Schaumburg geht die Zahl neuer Ausbildungsverträge merklich zurück, besonders im Handel.
Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Dezember des Jahres 2023 wurden insgesamt 460 neue Ausbildungsverträge bei IHK-Mitgliedsbetrieben abgeschlossen – davon 148 in gewerblichen und 312 in kaufmännischen Berufen. Im Jahr 2024 waren es nur noch 396 Verträge (148 gewerblich, 248 kaufmännisch). Das entspricht einem Rückgang von 13,9 Prozent.
Dieser Trend hat viele Ursachen, darunter auch den in der Region spürbaren Fachkräftemangel. Die IHK Hannover reagiert mit verschiedenen Maßnahmen – unter anderem mit der Gründung eines Fachkräftezentrums, das gezielt Zuwanderung, Qualifizierung und Integration fördern soll. Auch neue Ausbildungsinitiativen sollen dem Negativtrend entgegenwirken.

Strukturelle Hindernisse im Landkreis?

Doch es sind nicht nur betriebliche oder demografische Faktoren, die der Ausbildung im Wege stehen. Auch strukturelle Probleme spielen eine Rolle. Eine mangelhafte Infrastruktur – etwa bei der Verbindung zwischen Wohn- und Ausbildungsort – macht es jungen Menschen schwer, ihren Alltag zwischen Schule, Betrieb und Zuhause zu organisieren.
Schon im Jahr 2022 hatte die IHK Schaumburg ein Thesenpapier vorgelegt, das auf diese Missstände hinwies und von Politik und Verwaltung Verbesserungen forderte. Es blieb bislang weitgehend folgenlos.

Ausbildungsfähigkeit und fehlende Bewerbungen

Dort, wo die IHK selbst aktiv werden kann, tut sie das auch – so Wrede. Ein Beispiel ist die Förderung der sogenannten Ausbildungsfähigkeit. Viele Betriebe – vor allem kleinere – berichten von ausbleibenden Bewerbungen. Lehrstellen bleiben unbesetzt. Größere Betriebe sehen sich dagegen oft mit Bewerbungen konfrontiert, die nicht den Anforderungen entsprechen.
Die IHK will dem mit gezieltem Ausbildungsmarketing begegnen. Kampagnen wie „Ausbildung macht mehr aus uns“ oder „Jetzt #könnenlernen“ setzen auf Präsenz in sozialen Netzwerken. Ziel ist es, die Attraktivität der dualen Ausbildung zu stärken und junge Menschen dort zu erreichen, wo sie unterwegs sind.
An den nötigen finanziellen Mitteln mangelt es dabei nicht. Ende des Jahres 2022 - das ist der letzte offiziell veröffentlichte Stand - hatte die IHK Schaumburg 10.959 Mitglieder. Davon waren 2.493 im Handelsregister eingetragen, 159 zählten zu auswärtigen Betriebsstätten, und 8.307 waren Kleingewerbetreibende. Der Beitrag beginnt bei 22 Euro jährlich, der Höchstbeitrag liegt derzeit bei 282 Euro.
Als Teil der IHK Hannover weist die Geschäftsstelle Schaumburg ihre Ein- und Ausgaben allerdings nicht separat aus. Für das Jahr 2025 plant die IHK Hannover mit einem Gesamtbudget von rund 29,6 Millionen Euro. Das Geld stammt größtenteils aus den Mitgliedsbeiträgen und wird für Beratung, Projekte und Interessenvertretung verwendet.