Einen Wunsch hatte er frei. Was für eine Chance? „Was immer du bittest, wird geschehen!“ Was für ein Angebot? Doch was soll man sich wünschen? Gesundheit und neue Kraft für Menschen, die leiden? Frieden für die Welt oder Vernunft und Respekt unter uns Menschen? Oder ganz egoistisch: Ich wünsche mir ewige Jugend oder die Macht durch die Zeiten zu fliegen, um Vorfahren und ferne Welten zu treffen. Oder ist es eher die grundlegende Bitte um innere Zufriedenheit, die dich bewegt?
Ich hätte gern einen Wunsch frei, so wie König Salomo. Seine Weisheit wurde sprichwörtlich.
Vermutlich auch wegen seiner Reaktion im nächtlichen Traum. Salomo antwortete der Stimme: „Meinem Vater, König David, hast du viel Gutes getan. Er war treu und gerecht und sein Herz war stets auf dich gerichtet. Ich bin noch ein junger Mann und so liegt viel vor mir. Darum bitte ich: Gib mir ein hörendes Herz.“
Verdutzt und geschmeichelt zugleich war Gott über diese Reaktion, denn Salomo hatte weder um ein langes Leben gebeten noch um Reichtum oder Rache, sondern um Einsicht: „Gib mir ein hörendes Herz, um Gut und Böse zu unterscheiden.“
Warum können nicht alle diesen weisen Wunsch haben, denke ich mir. Das hätte Potential, gerade jetzt in Zeiten der Krise, wo so Vieles in Frage steht! Gut hinhören und besonnen reagieren ist weise. Nicht gleich handeln. Nicht vorschnell Dieses oder Jenes meinen und laute Parolen abfeuern. Sondern gut wahrnehmen, Informationen und Eindrücke an sich heranlassen und gut prüfen und abwägen zwischen Gut und Böse. Der Wunsch, ein hörendes Herz zu haben, steht für noch mehr. Es steht dafür, offen zu sein für neue Eindrücke und Perspektiven. Es steht dafür, etwas von Gott zu erwarten.
Vielleicht nehmen Sie die Bereitschaft zum Hören mit ins Wochenende. Zum Beispiel auf einem Spaziergang durchs Herbstlaub oder einen der örtlichen Gottesdienste. Vielleicht gönnen Sie sich auch einfach einen Moment der gespitzten Ohren bei sich zuhause. Für Salomo war es ein erster Schritt zur Weisheit.