Was wäre, wenn man sich unabhängig vom Stromnetz unterwegs und überall mit Strom versorgen könnte? Ich denke nicht an Akkugeräte wie Bohrschrauber oder Taschenlampen, sondern an Haushaltsgeräte, wie z.B. eine Kaffeemaschine oder einen Elektrogrill. Beides wurde übrigens bei einer Baumpflanzaktion des E-Mobilitätsstammtisches Schaumburg vor einiger Zeit auf dem Bückeberg genutzt. Nach getaner Tat konnten sich die Helfer direkt vor Ort stärken. Möglich wurde das durch die Fähigkeit der mitgebrachten Elektroautos zum „bidirektionalen Laden“.
Hierbei kann der Strom in zwei Richtungen fließen. Zuerst wird die Autobatterie aus dem Stromnetz aufgeladen. Zu einem beliebigen Zeitpunkt kann die Autobatterie wieder ins Netz oder direkt zur Nutzung von Netzgeräten entladen werden.
Das erfordert eine bestimmte Technik. Elektroautos fahren mit Gleichstrom und im Haushalt wird Wechselstrom verwendet. Das Auto und auch die Wallbox, die für die Stromübergabe zwischen Hausnetz und Auto zuständig ist, müssen dafür ausgestattet sein.
Die einfachste und bereits bei vielen neuen Elektroautomodellen verfügbare Variante ist
V2L (Vehicle-to-Load). Geräte sind, in der Regel über einen Adapter, direkt am Auto anschließbar. Sehr praktisch für die Baumpflanzaktion aber auch für Camper und Handwerker.
Mit V2H (Vehicle-to-Home) muss das Auto an der Wallbox hängen. Eine Photovoltaik-Anlage könnte das Auto am Tag laden. Wenn es dunkel ist, versorgt das Auto das Haus mit Strom, ohne dass Netzstrom bezogen werden muss. Eine weitere Methode heißt V2G (Vehicle-to-Grid). Der Strom aus der Autobatterie kann ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Die Idee dahinter – bei Millionen von E-Autos könnte ein Teil der Batteriekapazität im Schwarmprinzip für die Energieversorgung zusammengeschaltet und wie ein Großspeicher genutzt werden. Das würde zur Netzstabilisierung beitragen.
Kostenersparnis: Die Leistung von Photovoltaikanlagen lässt sich besser nutzen. Günstiger Nachtstrom oder selbst erzeugter Solarstrom können Stromkosten senken.
Energieunabhängigkeit: Elektroautos können als Zwischenspeicher für selbstproduzierten Solarstrom oder als Notstromquelle dienen, was die Abhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz reduziert. Umweltfreundlichkeit: Die Nutzung erneuerbarer Energien wird durch bidirektionales Laden intensiviert, da überschüssiger Strom gespeichert und genutzt werden kann, was den CO2-Ausstoß reduziert. Netzdienlichkeit: Mit Vehicle-to-Grid (V2G) können Elektroautos nach Bedarf überschüssige Energie aus dem Netz aufnehmen oder ins Netz zurückspeisen und so zur Netzstabilisierung beitragen. Das entlastet den Netzausbau und reduziert den Bedarf an stationären Stromspeichern. Es eröffnen sich neue Einnahmemöglichkeiten.
Das E-Auto mit Steckdose (V2L) ist bereits Standard. Das E-Auto als Hauspeicher (V2H) ist in Deutschland mit dem gegenwärtigen Rechtsrahmen grundsätzlich erlaubt, wird aber laut Bundesnetzagentur bisher nur bei wenigen Netzbetreibern genutzt und von wenigen Herstellern angeboten. Bei der dritten Variante (V2G) gibt es noch rechtliche und technische Hürden, die überwunden werden müssen. Die Bundesregierung sieht die Umsetzung des bidirektionalen Ladens als einen „wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energiewende“. Der geplante Zeitrahmen für die noch anstehende Entwicklung liegt bei 2025 bis 2028, um bis 2030 flächendeckend verfügbar zu sein. Man sollte also bereits beim nächsten Kauf eines Elektroautos genau auf die angebotene Ladetechnik achten, wenn die Vorteile des bidirektionalen Ladens genutzt werden sollen.
Ich wünsche Ihnen viel Energie für diesen Tag, Ihr Horst Roch.