Am Dienstagnachmittag (6. Mai) ist es deutschlandweit zu einer weitreichenden Störung im Digitalfunknetz von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten gekommen. Auch im Landkreis Schaumburg traten Störungen des sogenannten BOS-Digitalfunks auf - aber nur in einem recht begrenzten Umfang, wie die beteiligten Stellen auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblatts mitteilten.
Nach ersten Erkenntnissen begannen die Ausfälle deutschlandweit gegen 17 Uhr – betroffen waren laut Bundesinnenministerium zahlreiche Bundesländer, darunter Niedersachsen, Bayern und mehrere norddeutsche Regionen. Die Nachrichtenagentur dpa führte dazu eine Abfrage bei Polizei und Rettungsleitstellen bundesweit durch und bestätigte recht schnell die Auswirkungen im gesamten Bundesgebiet. In Niedersachsen soll die Störung laut Innenministerium im Raum Hannover nur wenige Minuten gedauert haben. Auch für Schaumburg wurde das uns später so bestätigt. Im Bereich der Landkreise Schaumburg/Nienburg waren laut der Pressestelle des Landkreises nur sporadische Funkabbrüche zu verzeichnen. Die Leitstelle reagierte schnell. ”Wegen der zu erwartenden verstärkten Nutzung des Mobilfunknetzes wurde die Personalreserve der Leitstelle nach Bekanntwerden der Störung um 17:13 alarmiert und alle Abfrageplätze besetzt. Ab 17:30 konnten sich die Funkgeräte wieder ins Netz einbuchen, der Sprechfunk war daraufhin ebenfalls wieder möglich,” erklärte die Pressesprecherin.
Später wurde der Ausnahmebetrieb der Leitstelle aufgelöst und auf die Regelbesatzung zurückgefahren.
Es gibt Notfallplanungen für derartige oder vergleichbare Situationen, diese sind aber im vorliegenden Fall nicht zum Tragen gekommen, weil keine Erforderlichkeit bestand. Die Einsatzbereitschaft der Gefahrenabwehr war zu keiner Zeit gefährdet. Der sogenannte BOS-Digitalfunk ist das zentrale Kommunikationsmittel für Einsatzkräfte und deckt laut offiziellen Angaben rund 99,2 Prozent der Fläche Deutschlands über mehr als 5.000 Funkstationen ab. In einigen Regionen, in denen das Funknetz auch zur Alarmierung genutzt wird, wurden vorsorglich Feuerwehrkräfte in die Gerätehäuser beordert. In Schaumburg ist das aber ein separates System.
Die Ursache des Vorfalls ist bislang nicht bestätigt, vermutet wird aber, das die Netzwerkprobleme nach einem Update auftraten. Das Bundesinnenministerium bestätigte nur den Ausfall, nannte aber weder Details zum Umfang noch zur technischen Störung. Kritik kam unter anderem von der Gewerkschaft der Polizei: Der Berliner Landesvorsitzende Stephan Weh sprach vom “Super-GAU für unsere Sicherheitsbehörden” und warnte vor den Gefahren durch eine solch fragile Kommunikationsinfrastruktur.
Die Pressesprecherin der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg erklärte, dass der Ausfall kaum Auswirkungen hatte: ”Auch im Bereich der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg kam es vereinzelt zu Störungen des Digitalfunknetzes. Dadurch musste zwar auf alternative Kommunikationswege ausgewichen werden, jedoch gab es keinerlei Einschränkungen in der Einsatzfähigkeit und der Einsatzbewältigung.”
Technisch basiert der Behördenfunk auf der sogenannten Tetra-Technologie, die bereits in den 1990er-Jahren entwickelt wurde. Die Übertragungsraten gelten heute als veraltet, ein moderneres, breitbandiges System ist in Planung – doch die Umsetzung verzögert sich, nicht zuletzt wegen offener Finanzierungsfragen.