Der jüdische Friedhof im Hohen Holz bei Steinhude blickt auf eine lange Geschichte zurück – und ist bis heute ein Ort des Gedenkens. Um die Gräber besser zu schützen, wurde nun ein Zaun mit Pforte errichtet. Besucher sind weiterhin jederzeit willkommen.
Der jüdische Friedhof im Hohen Holz ist bereits auf der Karte von Praetorius 1769 eingezeichnet. 1793 wurde er erweitert. Bis 1942 haben jüdische Familien aus Hagenburg, Großenheidorn und Steinhude ihn zur Bestattung ihrer Verstorbenen genutzt. Grundsätzlich werden jüdische Friedhöfe für die Ewigkeit angelegt. Es gibt keine Einebnung, wie auf anderen Friedhöfen. Die Verwaltung jüdischer Friedhöfe in Niedersachsen liegt in den Händen von Rabbiner Tobias Jonas Simon vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen 220 Friedhöfe. Einer davon ist der Friedhof im Hohen Holz. Das dort nicht alles in bester Ordnung ist, hatte ihm bereits sein Vorgänger berichtet. Eigene Besuche bestätigten diesen Eindruck.
Vor Ort erläutert Rabbiner Simon, wie jüdische Gräber aufgebaut sind. So werden die Verstorbenen immer mit dem Kopf zur hebräischer Grabinschrift ins Grab gelegt. Da im Tod jeder gleich ist, ist auch die Kleidung der Toten samt Sarg und Grabstein gleich. In Gemeinden der großen Städte kamen später auch Mausoleen, wie man sie von christlichen Friedhöfen kennt, auf. Auch wurden später Grabstätten ummauert oder umzäunt. Ab 1900 gab es die ersten Doppelgräber für Ehepaare. Bis dahin lagen Ehepartner nicht zusammen. Kinder wurden oft in einer Ecke des Friedhofs begraben. Somit lagen Familienangehörige durchaus auseinander.
Alle Gräber sind nach Osten ausgerichtet. Im jüdischen Glauben richten sich die Verstorbenen auf und wissen dann, dass sie nach Jerusalem laufen sollen, so Rabbiner Simon. Einige Grabsteine haben auf der Rückseite auch deutsche Inschriften oder nur einen deutschen Text. Inschriften müssen grundsätzlich von einem Rabbiner genehmigt werden, so Rabbiner Simon. Vielfach konnten oder können die Gläubigen kein Hebräisch mehr. Das trifft auch auf Steinmetze zu. Folglich gibt es auch nur deutsche Inschriften auf jüdischen Grabsteinen. Eine Besonderheit ist ein Gedenkstein, wie es ihn auch auf dem hiesigen Friedhof gibt. Es handelt sich dabei um einen Gedenkstein für die Schwestern Jonas, die 1942 in Riga ermordet wurden. Nicht selten gedachten so Überlebende des Holocaust ihren ermordeten Familienangehörigen, so Rabbiner Simon.
Bei seinen Besuchen fand Rabbiner Simon mehrfach Verunreinigungen durch Hundekot auf den Gräbern und Pferdespuren auf den Grünflächen vor den Gräbern. Zum Schutz der Gräber und Verdeutlichung, dass diese Fläche bis heute ein Friedhof ist, wurde nun ein Zaun mit Pforte errichtet. Die Pforte soll allen Besuchern geöffnet sein. Es wird keine Schließzeiten geben, wie man sie auch von christlichen Friedhöfen kennt. In Kürze wird auch ein Schild mit den Kontaktdaten der Friedhofsverwaltung samt Ansprechpartner installiert werden.