Ein ungewöhnlicher Blick auf den Tod | Wunstorfer-Stadtanzeiger

17.10.2025 20:24

Ein ungewöhnlicher Blick auf den Tod

Auf dem Friedhof mit Gästen: Die Schwarze Witwe. (Foto: tau)
Auf dem Friedhof mit Gästen: Die Schwarze Witwe. (Foto: tau)
Auf dem Friedhof mit Gästen: Die Schwarze Witwe. (Foto: tau)
Auf dem Friedhof mit Gästen: Die Schwarze Witwe. (Foto: tau)
Auf dem Friedhof mit Gästen: Die Schwarze Witwe. (Foto: tau)

Wer war die Schwarze Witwe des 19. Jahrhunderts? Welche Rituale begleiteten das Sterben unserer Vorfahren? Und was hat Tröstelbier damit zu tun? Antworten auf diese Fragen erhielten über 100 Interessierte beim ersten „Friedhofsgeflüster“, zu dem der Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst DASEIN gemeinsam mit Thorns Bestattungen eingeladen hatte.

Die Schwarze Witwe, seit rund zehn Jahren auf deutschen Friedhöfen unterwegs, erzählte mit Charme und einem Hauch Skurrilität von Bestattungs- und Trauerbräuchen vergangener Zeiten. Sie zeigte eindrucksvoll, wie bewusst und aktiv der Tod früher begleitet wurde – und wie wichtig es auch heute ist, sich mit dem letzten Lebensabschnitt auseinanderzusetzen. Gianna Grams, Koordinatorin des Hospizdienstes, begrüßte die Gäste und zeigte sich überwältigt von der großen Resonanz.

Die Veranstaltung war Teil des Jubiläumsprogramms zum 25-jährigen Bestehen von DASEIN. „Gestorben wird zwar immer, aber gesprochen wird darüber oft zu wenig“, so Grams. Für reichlich Gesprächsstoff sorgte daher Anja Kretschmer-Rodenbröker alias die Schwarze Witwe. Die Referentin aus Rostock nahm die Gäste mit auf einen Spaziergang über den Friedhof der Stifts-Kirchengemeinde und entführte sie in eine Zeit, in der der Tod noch ein selbstverständlicher Teil des Lebens war.

Rituale wie das Öffnen der Fenster, das Verhängen von Spiegeln oder das Anhalten der Uhr gehörten zum festen Ablauf. Drei Tage blieb der Verstorbene im Haus, begleitet von Totenfrauen, Leichenkleiderinnen und Leichenbitterern – Berufe, die heute durch medizinisches Personal, Bestatter und die Zeitung ersetzt worden sind. Mit einem Augenzwinkern berichtete die Schwarze Witwe etwa, wie sie einst die Traueranzeige für ihren siebten Mann direkt mit einer Kontaktanzeige verknüpfte.

Aus Sicht des Hospizdienstes ist die Veranstaltung gelungen. Die Teilnehmer erlebten einen unterhaltsamen Abend und einen ungewöhnlichen Blick auf den Tod. Tim Schustereit von Thorns Bestattungen gab nicht nur einen Einblick in sein Unternehmen, sondern stellte auch sein musikalisches Talent unter Beweis. Die Koordinatorin des Hospizdienstes, Gianna Grams, zeigte sich im Anschluss zufrieden. Seit einiger Zeit leitet sie den Dienst allein. ”Wir sind auf der Suche nach Verstärkung”, sagt sie. Und zwar eine qualifizierte Fachkraft für die Koordination im ambulanten Hospizdienst.

Bewerben können sich Pflegefachkräfte sowie Fachkräfte aus dem Bereich Soziale Arbeit oder Sozialpädagogik mit staatlicher Anerkennung. Vorausgesetzt werden eine mindestens dreijährige Berufserfahrung und eine abgeschlossene Weiterbildung in Palliative Care. Zusätzliche Qualifikationen im Bereich Koordination und Führung sind wünschenswert, alternativ wird die Bereitschaft zur zeitnahen Weiterbildung erwartet. Interessierte können sich bei Gianna Grams unter gianna.grams@evlka.de melden. Weitere Informationen gibt es unter https://www.hospiz-dasein.de.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)
Freiberuflicher Journalist
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