Unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ findet am 14. September der bundesweite Tag des offenen Denkmals statt. Die in Steinhude geöffneten Denkmäler laden zur Spurensuche durch die Ortsgeschichte ein.
Jahrhunderte lang war Steinhude von zwei Erwerbszweigen geprägt: Fischerei und Weberei. Urkundlich nachweisbar wird in Steinhude bereits seit Mitte des 13. Jahrhunderts Fischfang betrieben. Dort, wo die Fischer wohnten wie im Neuen Winkel, wurden die Reusen an den Vorderseiten der Häuser zum Trocknen aufgehängt. Im Frühjahr wurde auch der Flachs ausgesät. Der Grundstoff für die Leinenweber, die sich hier seit dem 17. Jahrhundert ansiedelten. Heute hängen die Reusen nur noch an der Hausfront des Fischer- und Webermuseums im Neuen Winkel. Das Museum befindet sich in einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1850, das als Fischer-, Weber- und Bauernhaus errichtet wurde. Wie man in so einem Haus lebte, kann man am „Tag des offenen Denkmals“ jeweils um 14 und 15 Uhr erfahren. Der Eintritt ins Museum ist frei.
Außerdem gibt es im Museum viel Wissenswertes zu den Themen Fischfang und Weberei von den Anfängen bis heute. Von den einstigen großen Webereien gibt es nur noch die Weberei Seegers, Bleichenstraße 28, die noch immer vor Ort produziert. Seit 2017 dient die frühere Bleichhalle unter dem Namen LEINENFABRIK als Ausstellungsfläche und Café. Geöffnet ist sie von 10 bis 18 Uhr. Durch die Weberei werden um 10.30, 12, 13.30, 15 und 16.30 Uhr Führungen angeboten. Bis 1983 wurden Steinhuder Leinenprodukte in der 1855 gegründeten Kastenmangel, Am Knick 8, gemangelt und für den Versand vorbereitet. Bis heute ist die Kastenmangel mit allen Einrichtungen noch weitgehend im ursprünglichen Zustand. Bis zu einer Länge von 80 Metern wurden hier die Stoffbahnen aus den Webereien angeliefert. Dann auf einem Wickeltisch auf Rollen gewickelt und unter den beweglichen, mit 12 Tonnen Findlingen gefüllten Holzkasten gelegt.
Mehrfach wurde dieser dann hin und her bewegt. Durch die Reibung auf feuchtem Gewebe kam der Glanz in die feinen Leinenstoffe wie Damastdecken. Die Kastenmangel stellt ein in Norddeutschland einmaliges gewerbegeschichtliches Kleinod dar, das in diesem Jahr sein 170-jähriges Jubiläum feiert. Um 10.30 Uhr spielt der Posaunenchor Steinhuder Meer. Zu jeder vollen und halben Stunde gibt es zwischen 11 und 17 Uhr Vorführungen seitens der Eigentümer. Zusätzlich wird der Prozess „Vom Flachs zum Leinen“ in Form einer kleinen Ausstellung mit Steinhuder Tischdecken thematisiert.
Bis heute ist Steinhude und das Steinhuder Meer ein beliebtes Ausflugsziel. Mit der Fertigstellung der Steinhuder Meer-Bahn im Jahr 1899 kamen immer mehr Ausflügler nach Steinhude. Die Betuchteren unter ihnen bauten sich Wochenendhäuser mit Stegen am Ufer des Steinhuder Meeres, an denen sie ihre Segelboote festmachten. Am „Tag des offenen Denkmals“ ist das Strandhaus Henning in der Lütjen Deile 19 ab 11 Uhr zu besichtigen. Das Haus wurde komplett aus Holz in Fachwerkbauweise im Jahr 1912 errichtet. Sein Erbauer war Adolf Henning, der ab 1899 zu den ersten privaten Seglern am Steinhuder Meer gehörte. Das Haus steht aufgrund des weichen, morastigen Untergrundes auf Sockeln, die wiederum auf Eichenpfählen ruhen. Die Holzterrasse an der Seeseite des Hauses wurde nachträglich angebaut.
Ebenfalls ein touristischer Anziehungspunkt ist die Festung Wilhelmstein, die 1761 bis 1767 von Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe erbaut wurde. Der Schaumburg-Lippische Heimatverein hat einen Infostand auf dem Strandterrassenvorplatz. Hier ist auch der Ausgangspunkt für Führungen durch den historischen Ortskern, die ab 11.30 Uhr stündlich stattfinden. An der Promenade gibt Archäologe Dr. Timm Weski Informationen zum Burgstall „Burg“.