Die geplante Nordumgehung wirft bei Lesern des Wunstorfer Stadtanzeigers weiterhin Fragen auf. Besonders die Bauweise einzelner Brücken, Genehmigungsverfahren und der Zeitplan stehen im Fokus der Kritik. Die zuständige Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Nienburg, gibt Antworten.
Ein Leser kritisierte die aufwändige Konstruktion der Fledermausbrücke und stellte die Frage, ob eine leichtere Holzkonstruktion nicht ausgereicht hätte. Die Behörde erklärt, dass die Brücke aus Stahlbeton mit Irritationsschutzwänden und Bepflanzung gebaut wird, um den Tieren eine sichere Leitstruktur zu bieten und sie vor Lichtemissionen zu schützen. Eine Holzkonstruktion sei aus statischen Gründen nicht geeignet und in der Unterhaltung deutlich aufwändiger. ”Die gewählte Bauweise ist daher technisch und wirtschaftlich die nachhaltigste Lösung”, so Sprecherin Nicole Lichtenscheidt.
Auch die Verlegung der Haldenwasserleitung der Firma K+S wirft Fragen auf. Kritisiert wurde, dass die Genehmigungen nicht bereits zu Beginn der Planungen eingeholt wurden. Die Behörde verweist darauf, dass es sich um einen bergrechtlichen Sonderfall handelt, der nicht unter die sonst übliche Konzentrationswirkung eines Planfeststellungsverfahrens fällt. Der Antrag sei inzwischen eingereicht und werde geprüft. Die Ausführungsplanung laufe parallel, so dass die Leitungsverlegung als erste Maßnahme im Zuge des Straßenbaus erfolgen könne.
Trotz der bereits erfolgten Verlegung der Aue befindet sich die zugehörige Brücke noch in der Entwurfsphase. Die Behörde erläutert, dass bei Ingenieurbauwerken die Ausführungsplanung von der beauftragten Baufirma übernommen wird. ”Bei Ingenieurbauwerken erfolgt die Vergabe, anders als bei den Verkehrsanlagen, bereits nach der Entwurfsphase”, so die Sprecherin. So könne die bauliche Umsetzung bereits anlaufen, während die Planung abgeschlossen wird. Der Fokus liege derzeit auf dem ersten Bauabschnitt, insbesondere dem technisch anspruchsvollen Trogbauwerk.
Ein konkreter Baubeginn für den Straßenbau hängt von mehreren externen Faktoren ab, unter anderem der Genehmigung der Haldenwasserleitung. Die Ausschreibung ist für 2026 vorgesehen, ein Baustart könnte noch im selben Jahr erfolgen. Sollte dies nicht mehr sinnvoll sein, beginnt die Bauphase nach der Winterpause 2027. Die Abschnitte West und Ost werden nacheinander gebaut, um den Verkehr während der Bauzeit aufrechtzuerhalten. Fertige Abschnitte dienen dann als Umleitungsstrecken für nachfolgende Bauphasen. ”Eine parallele Bauausführung der Abschnitte würde zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen führen und ist daher nicht praktikabel”, so die Sprecherin.
Die Forderung nach einem öffentlich zugänglichen Gesamtzeitplan wird mit dem Hinweis auf die vielen Abhängigkeiten und laufenden Anpassungen von der Landesbehörde als wenig sinnvoll erachtet. ”Wir begrüßen das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an einem transparenten Projektablauf. Ein öffentlich zugänglicher, fortlaufend aktualisierter Gesamtzeitplan wäre jedoch aufgrund der vielen Abhängigkeiten und maßnahmenbegleitenden Anpassungen wenig aussagekräftig”, so Lichtenscheidt. Stattdessen informiere die Behörde regelmäßig über öffentliche Termine, Pressemitteilungen und die Projektwebsite. Es hat auch schon öffentliche Termine gegeben. So fand beispielsweise im September 2022 ein Infomarkt zur Ortsumgehung mit verschiedenen Themenständen in der Otto-Hahn-Schule statt.
Baustellenbegehungen werden auf Anfrage für organisierte Gruppen angeboten. So war in diesem Jahr sowohl der Ortsrat Blumenau als auch der Jagdverein Wunstorf auf der Trogbaustelle zu Gast. Eine individuelle Anmeldung für Einzelpersonen ist aufgrund des hohen organisatorischen Aufwands allerdings nicht vorgesehen.