Die Brücke „Im Blenze“, die Luthe mit dem Bahnhof Wunstorf verbindet, steht im Zentrum einer kontrovers geführten verkehrspolitischen Debatte (wir berichteten). Der Bauausschuss hat sich am Donnerstag (6. Oktober) nun mehrheitlich für die Variante 2a ausgesprochen: Die Straße „Im Blenze“ soll demnach in Nord-Süd-Richtung vorfahrtberechtigt sein, südlich des Knotenpunkts bis zum Bahnhof wird außerdem eine Fahrradstraße eingerichtet. Anlieger dürfen aber weiterhin zufahren.
Vertreter der SPD betonten, dass das beschlossene Radverkehrskonzept auch umgesetzt werden müsse. Die CDU hingegen plädierte für eine differenzierte Betrachtung einzelner Maßnahmen. Christiane Schweer (CDU) sprach sich für Variante 2b aus, die die bisherige Vorfahrtsregelung beibehalten will und südlich des Knotenpunktes bis zum Bahnhof keine Fahrradstraße vorsieht. Diese Variante entspreche dem Votum des Ortsrates Luthe, sagte Schweer. Die Brücke werde hauptsächlich von Bürgern des Ortsteils genutzt. Sie warnte vor neuen Gefahren durch bergabfahrende Radfahrer mit Tempo. Torben Klant (SPD) hielt dagegen: Geplante Aufpflasterungen und Markierungen würden die neue Vorfahrtsregelung deutlich machen und Sicherheitsbedenken ausräumen.
Leon Troschke (SPD) wies darauf hin, dass die „Leuchtturmtrasse” als Sinnbild für die Verkehrswende stehe und dafür, dass 80 Prozent der Wunstorfer daran angebunden werden können. Hier finde ein Lückenschluss statt. Thomas Silbermann (SPD) verwies auf positive Erfahrungen aus Neustadt und schlug vor, die Verkehrsführung nach ein bis zwei Jahren zu evaluieren. Ulrike Hansing (CDU) stimmte ebenfalls für Variante 2a, forderte aber eine Überprüfung der Sicherheit an den Gleisen, insbesondere hinsichtlich Absperrungen und Beleuchtung. Abschließend hat der Verwaltungsausschuss am 10. November nichtöffentlich über die Vorlage entschieden und schloss sich dem Votum des Bauausschusses mehrheitlich an. Außerdem wurde die Anregung einer Evaluation nach einem Jahr aufgenommen.
Bereits zuvor hatte der Arbeitskreis Verkehr der Stifts-Kirchengemeinde die Sperrung der Brücke für den Autoverkehr gefordert. In einem offenen Brief wurde argumentiert, dass die Brücke zu schmal sei, um Auto- und Radverkehr sicher zu vereinen. Die schlechte Sicht durch Steigung und Kurvenführung verschärfe die Situation zusätzlich. Viele Radfahrer würden sich unsicher fühlen und stattdessen das Auto nutzen. Ursprünglich war auch eine reine Fahrradstraße unter Ausschluss des Autoverkehrs vorgesehen. Der Ortsrat Luthe lehnt eine solche Sperrung aber strikt ab und sieht die Verbindung zum Bahnhof als essenziell für Pendler. Auch bauliche Maßnahmen wie Aufpflasterungen oder eine geänderte Vorfahrtsregelung werden abgelehnt. Tempo 30 und ein Überholverbot für einspurige Fahrzeuge auf der Brücke seien ausreichend.
Im Ortsrat Wunstorf hingegen fand die Variante 2a eine Mehrheit. Damit wird dem Wunsch vieler Radfahrer nach besseren Bedingungen Rechnung getragen – auch im Sinne der Bürger, die am Radverkehrskonzept mitgewirkt haben. Klar ist: Eine Sperrung der Brücke für Autos wird es nicht geben. Vorerst jedenfalls. Denn beschlossen wurde auch, dass nach Fertigstellung der Ortsumgehung die Umsetzung einer reinen Fahrradstraße erneut geprüft wird.
Der Artikel ist aktualisiert worden.
Es ist unfassbar, da entscheidet sich der Wunstorfer Bauausschuss für eine völlig unnötige Variante und der Verwaltungsausschuss der Stadt folgt auch noch dieser Entscheidung. Leider wird das Votum des Luther Ortsrates dabei nicht beachtet. Die Straße Im Blenze scheint momentan wohl der Mittelpunkt aller Radfahrer von Wunstorf zu sein - man spricht sogar von einer „Leuchtturmstraße“. Was für ein Blödsinn. Die Verantwortlichen sollten sich einmal die vielfältigen Möglichkeiten auf der Karte anschauen, wo Radfahrer zwischen Wunstorf und Luthe verkehren können.
Offensichtlich ist man der Meinung, dass in der Straße Im Blenze die Verkehrssicherheit für Radfahrer nicht gegeben ist. Eine solche Feststellung obliegt aber nicht irgendwelchen Arbeitskreisen der Stifts-Kirchengemeinde, welche Fachkompetenz sollte da auch für diese Frage vorhanden sein? In Niedersachsen gibt es dafür das Instrument der Verkehrsunfallkommission. Diese Kommission setzt sich aus geschulten Vertretern der Polizei, der Straßenverkehrs- und der Straßenbaubehörde zusammen. Für mich ist es absolut nicht nachvollziehbar, warum hier – ohne Einschaltung dieser Kommission – Entscheidungen getroffen werden; insbesondere die Polizei nicht eingebunden wird.
Den Damen und Herren des Bau- und Verwaltungsausschusses ist auch nicht die wirkliche Gefahrenstelle des Radverkehrs vom Wunstorfer Bahnhof in Richtung Luthe über die Straße im Blenze bekannt. Die liegt nämlich ganz woanders. Wenn man auf dem Radweg parallel zur Bahnlinie fährt und dann links in die Straße Im Blenze abbiegt, ergibt sich eine Gefahrensituation durch den entgegenkommenden Radverkehr. Durch den Versatz im Einmündungsbereich und dem vorhandenem Bewuchs sind die Sichtverhältnisse nicht optimal. An dieser Stelle muss man schon sehr achtsam sein. Evtl. könnte hier der Bahnzaun etwas versetzt werden. Fazit: „Die Stadt Wunstorf gibt Steuerzahlermittel aus, deren Rechtfertigung fehlt.“
Michael Ruppelt, Luthe