Lange Reise zum Traumberuf  | Wunstorfer-Stadtanzeiger

24.07.2025 16:51

Lange Reise zum Traumberuf 

Ist dankbar für die Chance, seinen Traum von der Schauspielerei umsetzen zu können: Zabih Khan.  (Foto: wb)
Ist dankbar für die Chance, seinen Traum von der Schauspielerei umsetzen zu können: Zabih Khan. (Foto: wb)
Ist dankbar für die Chance, seinen Traum von der Schauspielerei umsetzen zu können: Zabih Khan. (Foto: wb)
Ist dankbar für die Chance, seinen Traum von der Schauspielerei umsetzen zu können: Zabih Khan. (Foto: wb)
Ist dankbar für die Chance, seinen Traum von der Schauspielerei umsetzen zu können: Zabih Khan. (Foto: wb)

Am 6. Januar 2015 betrat der afghanische Journalist Zabih Khan zum ersten Mal deutschen Boden. Hinter ihm lag ein Leben in Angst und eine sechsmonatige Flucht. Seinen einstigen Beruf hat er aufgegeben und widmet sich nunmehr der Schauspielerei. Im Gespräch mit dem Stadtanzeiger berichtet Khan von einer langen Reise zum Traumberuf. Bis zu seiner Flucht hat er als Journalist bei einem Nachrichtensender gearbeitet, war im Fernsehen, hatte sein eigenes politisches Programm. Da seine Berichte als pro-westlich eingestuft wurden, erhielt er Morddrohungen. Mehrere seiner Kollegen wurden von den Taliban umgebracht, ihm gelang noch rechtzeitig die Flucht.

Ankommen

Der Anfang war sehr schwer in Deutschland, berichtet Khan. Andere Menschen, eine andere Kultur und eine schwer zu erlernende Sprache. Aber Khan hat sich durchgebissen. Er hat nicht nur die Sprache gelernt, sondern auch seinen Führerschein gemacht. Mittlerweile hat er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und fühlt sich nach eigener Aussage angekommen. Er wohnt in Wunstorf. Als Journalist ist er heute nicht mehr tätig. Dabei bestand durchaus die Chance dazu, aber das fühlte sich nicht mehr gut für ihn an. Die gemachten Erfahrungen waren zu schlimm. Er hat dann überlegt, was er schon immer machen wollte: Schauspieler werden und in der Filmbranche tätig zu werden.

Rückblick

Als Journalist konnte man weder den Taliban noch der NATO oder der Regierung trauen, berichtet Khan. Eine Erfahrung, die für ihn schlimm war. Alle, die nicht für die Taliban waren, mussten das Land verlassen, erhielten Morddrohungen. Auch zehn Jahre nach seiner Flucht, sieht er keine Veränderung in Afghanistan. Scharf kritisiert er die fehlende Meinungsfreiheit, keine Rechte für Frauen, fehlende Bildungsmöglichkeiten für Frauen. So wird es zukünftig keine Lehrerinnen oder Ärztinnen mehr in Afghanistan geben, wie Khan anmerkt. Auch fehlt nach wie vor die wirtschaftliche Grundlage für ein menschenwürdiges Leben.

Weg zum Film

Bereits in Afghanistan hat er das dortige Institut für Schauspielerei besucht. Darauf konnte er hier aufbauen, nahm an verschiedenen Schauspielworkshops teil. Sein Schauspieldebüt gab es in „Skin on Skin“ unter der Regie von Simon Schneckenburger. Es folgten „Nemesis“ oder „ad. acta“. Heute ist er Mitglied bei der Castingagentur beExtra, Filmakers und Crew United. Tätig ist er als Schauspieler, Nebendarsteller, Kleindarsteller oder Komparse. Oft spielt er Rollen als Polizist oder Soldat. Seinen ersten Film drehte er 2023 als Komparse. Weitere folgten. “Man muss mit großer Kraft und Anstrengung weiterlernen“, so Khan, der davon träumt sein Talent in Hollywood- oder Bollywoodfilmen unter Beweis stellen zu können. Bollywoodfilme sind auch in Afghanistan sehr beliebt, wie Khan anmerkt. Neben der Schauspielerei hat er auch Hobbys wie Reisen, Musik hören, Sport und Bücher lesen. In seiner Geschichte sieht er ein großartiges Beispiel dafür, wie man mit harter Arbeit und Hingabe seine Ziele erreichen kann, auch wenn man aus schwierigen Verhältnissen kommt.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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