In den vergangenen Wochen hat der Stadtanzeiger mit der Reihe „Spuren im Pflaster - Nur ihre Namen haben überlebt“ an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gedacht, für die bereits Stolpersteine beziehungsweise Stolperschwellen verlegt worden sind. Am 15. Dezember fand nun die feierliche Kranzniederlegung am Mahnmal für die ermordeten Wunstorfer Jüdinnen und Juden auf dem Abteihügel statt.
Einleitend erinnerte Bürgermeister Carsten Piellusch an den 15. Dezember 1941, den er als Schlusspunkt der Vernichtung jüdischen Lebens in Wunstorf deklarierte. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten gehörten sie zur städtischen Gesellschaft. Danach waren sie Diskriminierung, dem Boykott und erzwungenen Zwangsverkauf ihrer Geschäfte und der polizeilichen Überwachung ausgesetzt. Die städtische Verwaltung führte Listen über die noch verbliebenen Juden. Am 15. Dezember 1941 erfolgte dann die erste Deportation jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Keiner der Deportierten überlebte. Die Kranzniederlegung samt Verlesung der Namen der ermordeten Wunstorfer Juden durch die Schülerinnen und Schüler des Hölty Gymnasiums, der Otto-Hahn-Schule und der IGS soll dafür sorgen, dass nicht nur ihre Namen zurückbleiben. Dazu gehört sowohl die Verlegung von Stolpersteinen seitens des Arbeitskreises Erinnerungskultur als auch von Stolperschwellen seitens des Klinikums. Beiden dankte Piellusch für diese Initiative. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises, Andreas Varnholt, am Rande der Veranstaltung anmerkte, werden im März 2026 weitere Stolpersteine verlegt.
Vor der Kranzniederlegung referierte Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem, zum Thema „Gedenkstättenarbeit im Spannungsfeld rechtsextremer Kräfte“. Dabei erinnerte sie zunächst an die jüdische Gartenbauschule in Ahlem (heute Gedenkstätte), die nach einer Zeit als Ort der Hoffnung 1941 zum Sammelpunkt für Deportationen wurde. Auch jüdische Menschen aus Wunstorf wie Rosa Mendel wurden über Ahlem deportiert. In die Gegenwart blickend, stufte sie die Erinnerung an den Nationalsozialismus zwar als wichtig ein. Aber das alleine reicht nicht. Man muss den Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwart spannen. Und so richtete sie einen Appell an alle Anwesenden in Zeiten des wieder aufflammenden Antisemitismus, jüdischen Menschen an die Seite zu springen. Außerdem sollte man sich immer wieder gegen Diskriminierung einsetzen.
Die Gedenkstätte sieht sie als einen Ort des Erinnerns, der Prävention gegen Rechts und des Widerspruch gegen die Narrative des Rechtsextremismus. Dabei soll die Gedenkstätte ein Ort des Fragens und des Dialoges sein, was sich in vielen Bildungsformaten und Veranstaltungen widerspiegelt. Aus vielen Exponaten ist bekannt, dass Ausgrenzung im Kleinen beginnt. Geschichte hinterlässt Narben, mit denen man nicht allein gelassen werden sollte, so Burmeister. Man muss auch denjenigen zeigen, die anders sind, dass sie dazugehören und wichtig sind. Abschließend forderte sie die Gesellschaft auf, sich klar zu positionieren. Dabei müssen auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen.