Weißstörche in der Region | Wunstorfer-Stadtanzeiger

06.11.2025 16:09

Weißstörche in der Region

Mit großer Ausdauer haben die Mittelpunktstörche in Bokeloh trotz eines Abweisers ein Nest gebaut.  (Foto: gi)
Mit großer Ausdauer haben die Mittelpunktstörche in Bokeloh trotz eines Abweisers ein Nest gebaut. (Foto: gi)
Mit großer Ausdauer haben die Mittelpunktstörche in Bokeloh trotz eines Abweisers ein Nest gebaut. (Foto: gi)
Mit großer Ausdauer haben die Mittelpunktstörche in Bokeloh trotz eines Abweisers ein Nest gebaut. (Foto: gi)
Mit großer Ausdauer haben die Mittelpunktstörche in Bokeloh trotz eines Abweisers ein Nest gebaut. (Foto: gi)

Die Weißstörche in der Region Hannover erleben ein weiteres Rekordjahr: Über 10 Prozent mehr Brutpaare als 2024, stabile Rückkehrrouten und ein starkes Brutergebnis. Doch der Boom bringt auch Herausforderungen, etwa bei der Nahrungssuche auf Müllkippen.

„Es kann eine Bilanz für das Storchenjahr 2025 gezogen werden mit dem herausragenden Ergebnis, dass die Anzahl der Brutpaare nochmals um mehr als 10 Prozent gewachsen ist“, sagte Dr. Reinhard Löhmer, der Naturschutzbeauftragter für die Weißstorchbetreuung in der Region Hannover. Der Boom im Bestand hält unvermindert an, das gilt auch für die Nachbarregionen in Niedersachsen sowie für Mitteleuropa insgesamt. „Es gibt nur wenige Vogelarten bei uns, die ähnlich erfolgreich sind“, berichtete Löhmer. Die hohe Reproduktion der Störche lässt erwarten, dass der Trend erhalten bleibt, wenn es keine unvorhergesehenen Einbrüche gibt.

Schon im nächsten Jahr wird der starke Jahrgang 2025 versuchen, sich in die Brutpopulation einzugliedern. Ab 2027 folgt dann der diesjährige Nachwuchs. Der Platz wird eng! Schon heute ist erkennbar, dass für die Ernährung von Jung und Alt die Müllkippen in der Region eine wachsende Rolle spielen. Sie werden zur Nahrungsbeschaffung über 10 Kilometer angeflogen. „Leider wird dort sehr viel ‚Unpassendes und Ungenießbares‘ aufgenommen und an die Jungen verfüttert“, so der Naturschutzbeauftragte.

Verlauf der Brutsaison

Die Rückkehr der Westzieher schon im Februar bleibt weiterhin die Regel. Die Wetterlage hat einen reibungslosen Heimzug von der iberischen Halbinsel zugelassen. Bis Anfang März war diese Teil-Population vollzählig auf ihren Horsten. Sie umfasst inzwischen circa 70 Prozent aller Brutpaare. Ab Mitte März wurden die ersten Eier gelegt. Die Ostzieher trafen ab der letzten März-Dekade ein. Bis Ende April waren auch sie vollzählig zurück. Insgesamt verlief der Rückflug auf beiden Zugrouten ohne erkennbare Hindernisse.

Bereits besetzte Nester waren für später eintreffende Brutpaare nicht wirklich ein Problem. Sie haben mit bis dahin noch nie besetzten Nistunterlagen „Vorlieb“ genommen, haben um Nester gekämpft oder aber sich eine neue Bleibe gesucht. Nochmals gab es 20 Neugründungen. Reibungslos haben die notwendig gewordenen Umsiedlungen auf Mast-Hilfen in Lehrte-Adolfshof und Wedemark-Negenborn geklappt. Nicht dagegen in Bokeloh (Nest Baudach Mittelpunkt). „Hier haben der nunmehr 30 Jahre alte Storchenmann und seine langjährige 26 Jahre alte Partnerin das bereitstehenden Mast-Nest nicht angenommen. Beide haben vielmehr mit zäher Ausdauer am alten Standort auf dem dort installierten Abweiser ein neues Nest gebaut und drei Junge erfolgreich aufgezogen“, so Löhmer. Er bezeichnet das als eine „sportliche“ Leistung.

Mit Blick auf das Wetter überrascht das insgesamt sehr gute Brutergebnis. Die fehlenden Niederschläge bis in den Frühsommer hinein und die insgesamt moderaten Temperaturen hatten den Vorteil, dass es bei den Jungen so gut wie keine Ausfälle durch (Dauer-)Regen und Unterkühlung gegeben hat. Die Trockenheit war allerdings „grenzwertig“ vor allem für die frühe Phase der Jungenaufzucht. Es fehlte Jung und Alt an Regenwürmer und Insekten. Der Nahrungsmangel konnte nur bedingt durch andere Beutetiere kompensiert werden und offensichtlich am besten noch von den alt-erfahrenen Paaren, die ihren Nahrungsraum aus vorausgegangenen Brutperioden genauer kannten.

Wunstorf liegt vorn

Insgesamt wurden 187 Brutpaare gezählt, 20 mehr als 2024. Sie haben 2,01 Junge pro alle Paare aufgezogen (langjähriges Mittel: 1,8 Junge). 156 Paare haben erfolgreich 377 Junge aufgezogen, davon 22 Paare mit einem Jungen, 69 Paare mit zwei Jungen, 45 Paare mit drei Jungen, 19 Paare mit vier Jungen und ein Paar mit fünf Jungen in Hannover-Wülfel. 21 Paare oder 16,6 Prozent aller Paare sind ohne Nachwuchs geblieben, das ist vergleichsweise wenig. Unter den Kommunen ist Wunstorf mit nunmehr 57 Brutpaaren der Spitzenreiter in der Region Hannover, gefolgt von den Städten Neustadt (34 Paare), Garbsen und Uetze jeweils 13 Paare.


    Hans-Heiner Giebel (gi)
    Hans-Heiner Giebel (gi)
    Freier Journalist
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