Bedrohte Fischarten wie Karausche, Schlammpeitzger und Bitterling sowie Flusskrebse und Teichmuscheln dürfen sich somit weiter über prominente Unterstützung freuen, aber ob es ihnen am Ende auch hilft, das blieb offen. Ein Machtwort in der Auseinandersetzung der Angler mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region Hannover werde der Minister jedenfalls nicht sprechen. Er sieht die Zuständigkeit weiterhin bei den Beteiligten vor Ort. Getrennte Diskussionen Ziel müsse aber sein, dass alle Landschaftsschutzgebiete bis zum Sommer ausgewiesen werden. Eine weitere Fristverlängerung werde es nicht geben, da auch Strafzahlungen der EU drohen. „Man darf sich nicht in Einzelfragen verlieren oder einzelne Lebensräume gegeneinander ausspielen, wir müssen vielmehr den Naturschutz als Ganzes im Auge behalten”, so Lies. Er schlug deshalb eine Trennung der Diskussion vor. Nachtangelverbote seien das eine, das Bemühen um den Arten- und Naturschutz mit Projekten das andere. Beides lasse sich nicht so einfach trennen, sagen hingegen die Angler. Einige Fischarten, die man für Schutzprojekte benötige, können nur nachts geangelt werden. Das Prinzip Schutz durch Nutzung gelte auch für weitere Artenschutzprojekte. Das Angeln bilde dabei aber die Basis der Vereinsarbeit. Falle die weg, werde auch die Projektarbeit insgesamt schwieriger, da diese einerseits vom persönlichen Einsatz der Mitglieder abhänge, aber in großen Teilen auch durch Beiträge finanziert werde. Der Hauptvorwurf der Angler ist, dass die zuständige Untere Naturschutzbehörde bei der Region Hannover immer nur einzelne Arten betrachte, ohne das gesamte Ökosystem in den Blick zu nehmen. Das sei viel zu statisch, so die Angler, die auch auf die Veränderungen in den Landschaften aufmerksam machen. So hänge der Rückgang der oben erwähnten Indikatorarten vor allem mit dem Verschwinden dynamischer Auenlebensräume entlang der Leine zusammen. 90 Prozent der Leine-Altarme seien bereits verschwunden. Die Kraft des Hochwassers nutze der Fluss auch nicht mehr, um in der Fläche über die Ufer zu treten, sondern um sich in sein Bett einzugraben. Dadurch sinke auch der Grundwasserspiegel immer weiter ab und weitere Seitenarme trocknen aus. Es sei daher zum Beispiel falsch, den Ist-Zustand mit steilen Abbruchkanten entlang des Flusses nun als besonders schützenswert zu betrachten. Unterstützung für Artenschutzprojekte Klar ist natürlich, dass der Urzustand nicht wiederherstellbar ist. Die Angler werben deshalb für ihr Brückenkonzept, das ja auch erfolgreich sei. Hat es vor Jahrzehnten nur drei Fischarten in der Leine gegeben, sind es heute rund 40, deren Anwesenheit sich wiederum positiv auf die Population von anderen Tieren wie etwa Vogelarten auswirkt. Der Anglerverband plant auch Projekte zur künstlichen Anlegung von Altarmen, baucht dafür aber die Unterstützung der Politik. „Als Ziel finden wir 20 Altarme bis 2030 gut”, so Ralf Gerken. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Anglerverband Niedersachsen. Der Vorsitzende des Angelsportvereins Luthe, Jan Schiffers, wies auch auf die Idee einer Artenschutzstation in Luthe hin, die eine erste Hürde im Ortsrat Luthe bereits genommen hat (wir berichteten). Umweltminister Lies sagte, dass diese und andere Vorschläge im Rahmen der Ausgestaltung der Maßnahmenpläne zur Verbesserung der Natura 2000 Gebiete diskutiert werden sollten und zwar mit den Anglern. „Losgelöst von den bestehenden Konflikten habe ich ein großes Interesse daran, dass sie ihre Arbeit fortsetzen können”, so Lies. Foto: tau