Die Diskussion um die geplante Umgestaltung der Wunstorfer Innenstadt nimmt Fahrt auf. Während Politik und Verwaltung mit ambitionierten Plänen zur Sanierung und Modernisierung des Stadtkerns voranschreiten, regt sich in der Bevölkerung und bei der Werbegemeinschaft Widerstand (wir berichteten). Viele ältere Wunstorfer sowie Händler der Innenstadt äußern Zweifel an der Notwendigkeit eines tiefgreifenden Umbaus. Aus ihrer Sicht funktioniert die Fußgängerzone in ihrer jetzigen Form gut, ein akuter Handlungsbedarf sei bis auf punktuelle Reparaturen nicht erkennbar. Kritisiert wird auch ein bislang unzureichendes öffentliches Beteiligungsverfahren. Die Werbegemeinschaft bittet daher am Donnerstag, den 14. August um 18.30 Uhr zur Informationsveranstaltung in die Abtei. Denn jetzt sei der Zeitpunkt, um Einfluss zu nehmen, so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Bernd Heidorn.
Andere Einschätzungen sehen eine umfassende Sanierung der Innenstadt hingegen als notwendig an, um diese zukunftsfähig zu machen, die Aufenthaltsqualität zu steigern und den öffentlichen Raum barrierefrei sowie klimafreundlich zu gestalten. ”Die bauliche Substanz ist erneuerungsbedürftig”, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD-Stadtratsfraktion, die gleichzeitig auf die kritischen Stimmen mit einem Angebot reagiert. Nach Abschluss des Architektenwettbewerbs zur Neugestaltung der Innenstadt soll demnach ein dauerhafter Arbeitskreis eingerichtet werden. „Wir schlagen diesen Arbeitskreis vor, weil ein Projekt dieser Größenordnung nur dann erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn Beteiligung und Transparenz von Anfang an gewährleistet sind und berechtigte Interessen gemeinsam abgestimmt werden“, so der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Torben Klant.
Dieses Gremium soll die Ausführungsplanung begleiten, Interessen bündeln, tragfähige Lösungen erarbeiten und so die Umsetzung mitgestalten. In dem Gremium könnten Vertreter aus Verwaltung, Politik, Einzelhandel, Eigentümerschaft und Bürgerschaft über Fragen wie Barrierefreiheit, Begrünung, Möblierung und Bauphasen gemeinsam beraten. Bei dieser Form der Beteiligung gehe es also nicht nur um Informationsvermittlung, sondern um einen aktiven Dialog aller relevanten Gruppen, um sich konstruktiv einzubringen. Auch die CDU-Fraktion unterstützt den Vorschlag und sieht darin eine Chance, gute Ideen von außen einfließen zu lassen und dadurch die Umsetzung reibungsloser zu gestalten. „Eine enge Begleitung der Innenstadtsanierung durch einen breit besetzten Arbeitskreis ist ein Gewinn für alle Beteiligten“, betont die CDU-Fraktionsvorsitzende Christiane Schweer.
Ob der Arbeitskreis tatsächlich eingerichtet wird, hängt nun von der Zustimmung der Ratsgremien und dem Einverständnis der Innenstadtakteure ab. Letztere hatten dem Vernehmen nach, ein solches Format bereits vor Monaten vorgeschlagen. Klar ist: Die geplante Sanierung wird die Innenstadt langfristig prägen. Die Entscheidungen dafür werden jetzt getroffen. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen vor Ort nicht nur informiert, sondern aktiv in die Gestaltung eingebunden werden.