Die Stadt Wunstorf hat einen weiteren Schritt in Richtung Innenstadtsanierung gemacht. Die Ergebnisse des Preisgerichts sind nun öffentlich und können in der Bauverwaltung besichtigt werden. Bürgermeister Carsten Piellusch betont, dass der Prozess, der nicht allein die Fußgängerzone umfasst, bis 2038 reicht und sich noch in einer frühen Phase befindet.
„Von einer Feinplanung sind wir noch weit entfernt. Es werden auch nicht gleich die Baumaschinen in der Fußgängerzone stehen“, sagt Piellusch. Die Entscheidung über die Auftragsvergabe soll im Februar 2026 fallen. Auffällig ist, dass inzwischen von einer „behutsamen“ und „sensiblen“ Weiterentwicklung der Fußgängerzone die Rede ist. Diese Sprachregelung ruft zum Teil Widerspruch hervor. Die Stadt sieht fünf große Aufgaben vor sich: mehr Grün und Aufenthaltsflächen, Klimaanpassung, Erneuerung der Abwasserkanäle, eine zukunftsfähige Wärmeversorgung und mehr Sicherheit bei Veranstaltungen. „Wir müssen uns um diese fünf Punkte kümmern, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein“, so Piellusch.
Dank Städtebauförderung stehen 10 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir erhalten nur deshalb Fördermittel, weil die Vertreter des Landes die Auffassung der Stadt teilen“, erklärt der Bürgermeister. Die öffentlichen Gelder regen zugleich private Investitionen an, wie die Projekte in der Nordstraße (de Groot) und der Neubau der Sparkasse belegen. Piellusch ruft daher zu einem sachlichen Austausch auf: „Ich wünsche mir einen fairen und sachlichen öffentlichen Diskurs – bei allen Sorgen und Ängsten.“ Desinformation und persönliche Angriffe würden den Prozess gefährden. Er betont: „Um das Gute zu bewahren, müssen wir den Mut zu Veränderungen haben.“
Im ersten Quartal 2026 soll entschieden werden, mit welchem Planungsbüro und welcher Grundidee die weiteren Planungen erfolgen. Parallel dazu wird ein Sanierungsträger ausgewählt. Beide sollen im noch zu gründenden Arbeitskreis mitwirken, dessen Details wie Besetzung und Entscheidungsspielräume die Politik festlegt. Die Verwaltung will dazu einen Vorschlag erarbeiten. Belastend wirkt die angespannte Personallage in der Bauverwaltung: Eine Mitarbeiterin aus dem Fachbereich Stadtplanung, die für die Städtebauförderung zuständig war, hat gekündigt, andere sind erkrankt. „Wir arbeiten an einer Nachbesetzung der Stelle“, so Piellusch.
Die Entwürfe sind öffentlich, doch ob das Ergebnis den Wunstorfern gefällt, bleibt fraglich. Diese Ansicht vertritt Manfred Rasche vom Heimatverein. Er kritisiert, die Verwaltung habe die Veröffentlichung der Wettbewerbsergebnisse verzögert und bereits mit den Gewinnern verhandelt – trotz rund 5500 Unterschriften gegen das Vorgehen. Nach den vorliegenden Plänen sollen Mauern und Treppen vor der Stadtkirche verschwinden, die Kuhle aufgefüllt und eine leicht schräge Fläche zwischen Rathaus und Sparkasse entstehen. Rasche befürchtet eine „kahle Fläche wie beim Barneplatz.“ Zudem bemängelt er, dass die Auftragsvergabe an den Sanierungsträger vor der Bildung des Arbeitskreises erfolgen soll. Damit drohe dessen Einfluss auf die Grundzüge der Planung minimal zu bleiben. Feinplanung bedeute aus seiner Sicht lediglich, ob ein Fahrradständer rechts oder links vom Geschäftseingang aufgestellt werde, so Rasche.
Ein Preisgericht hat sich mit elf Arbeiten befasst und einen Bericht über die Rangfolge erstellt. Nach der ersten Präsentation im Rahmen der Infoveranstaltung am 26. November werden nun alle Entwürfe auch ausgestellt. Seit Montag, 1. Dezember, sind diese öffentlich in der Bauverwaltung, Stiftsstraße 8, zu sehen. Ein Besuch ist zu den regulären Öffnungszeiten ohne Anmeldung möglich. Am Dienstag, den 9. Dezember steht Stadtbaurat Alexander Wollny in der Zeit von 16 bis 17 Uhr als Ansprechpartner an den Plänen zur Verfügung.
Die Kanäle unter der Fußgängerzone sind hinüber. Sie müssen erneuert werden. Punkt. Gleichzeitig winken Millionen aus der Städtebauförderung. Wer da nicht gleich oben mitmacht, denkt zu kurz. Das ist nicht widersprüchlich, sondern logisch. Merkwürdig ist etwas anderes: die Schönfärberei. Ein Programm, das jahrelang die Innenstadt aufreißt, wird als „behutsam und sensibel“ verkauft. Ja, die Etappen sollen Belastungen für Geschäfte und Gastronomie mindern – aber wer Baustellen kennt, weiß: Das wird laut, dreckig und nervig. Da hilft kein Marketing, sondern nur Ehrlichkeit.
Die Gegner malen wiederum den Untergang an die Wand. Gastronomie am Abgrund, Blumenbeete statt Tischgarnituren, Existenzvernichtung – das volle Drama. Über 5500 Unterschriften sollen beweisen: Die Innenstadt ist perfekt, wie sie ist. Wirklich? Wer durch die City läuft, sieht: Perfekt ist anders. Das Erscheinungsbild ist nicht mehr zeitgemäß, die Begehbarkeit eingeschränkt und Mauern als Barrieren verbaut. Und Fördermillionen ablehnen, weil man Angst vor Veränderung hat? Das ist nicht Mut zur Bewahrung, das ist Stillstand aus Prinzip.
Die Stadt verspricht Bürgerbeteiligung, der Bürgermeister verteilt Beruhigungspillen. Mitsprache hier, Arbeitskreis da – und im nächsten Satz: „Entscheiden tut der Rat.“ Ja was denn nun? Meister oder Geselle? Wer Erwartungen weckt, die er nicht erfüllen kann, produziert Frust. Der Barneplatz lässt grüßen: Bürger durften mitreden, umgesetzt wurde auch das, was sie wollten – und trotzdem gab’s hinterher Gemecker. Beteiligung ist kein Wundermittel, sondern oft nur ein Placebo.
Warum sagt keiner klar: Der Stadtrat entscheidet. Punkt. Dafür sind die Leute gewählt. Stattdessen wird so getan, als könnten Bürger den Umbau steuern. Können sie nicht. Und die Kritiker? Die tun so, als sei jede Veränderung der Anfang vom Ende. Dabei geht es um Reparatur plus Modernisierung – mehr Attraktivität ist das Ziel, nicht weniger. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wer schlechte Erfahrungen als Ausrede nutzt, um gar nichts zu tun, landet im Dauerfatalismus. Zukunft gibt’s nicht zum Nulltarif.