Die Stadt Wunstorf hat bei der Kommunalaufsicht der Region Hannover offiziell Beschwerde gegen die Stadtwerke Neustadt eingereicht. Bürgermeister Carsten Piellusch kritisiert das Vorgehen des Tochterunternehmens Rasannnt, das derzeit in mehreren Ortsteilen Glasfaserleitungen verlegt. Aus Sicht der Stadt konterkariert der Ausbau die gemeinsame Vereinbarung mit dem Unternehmen Opik, die Anfang des Jahres getroffen wurde und einen flächendeckenden Ausbau der Glasfaserinfrastruktur in den Ortsteilen vorsieht.
Piellusch kritisiert auch Kombiangebote der Stadtwerke Neustadt. So würden nicht nur Glasfaseranschlüsse verkauft, sondern auch Stromtarife angeboten. Die Kommunalaufsicht hat bereits reagiert, äußert sich in der Sache aber nicht, sondern verweist auf den Klageweg vor dem Verwaltungsgericht, wie der Bürgermeister dem Verwaltungsausschuss am Montag mitteilte. Die Stadt prüft nun mit juristischer Unterstützung das weitere Vorgehen. Rasannnt-Sprecher Steffen Schlakat-Hagemann zeigt sich überrascht über die Beschwerde. Man habe bislang gut mit dem Tiefbauamt zusammengearbeitet und sei auf „gleicher Wellenlänge“ gewesen. Das Unternehmen betreibt bereits Glasfasernetze in Blumenau und dem Gewerbegebiet. Der Schritt des Bürgermeisters sei aus Sicht von Rasannnt daher eine unnötige Eskalation.
Rasannnt sieht sein Vorgehen als legitim und verweist auf das Telekommunikationsgesetz, das keine Marktzugangsbeschränkungen vorsieht. Der Ausbau erfolge mit Bedacht und unter Einhaltung aller Auflagen. Auch künftige neue Baugebiete oder neue technische Entwicklungen würden beim Ausbau bereits berücksichtigt. Kombiangebote gebe es zwar, man trete aber nicht aggressiv auf, sondern wolle Kunden lediglich attraktive Optionen bieten, wie andere Wettbewerber auch.
Opik, der Vertragspartner der Stadt, zeigt sich wiederum irritiert über den Zeitpunkt des Ausbaus durch Rasannnt. Man habe im Vorfeld Gespräche geführt, ohne dass eine Ausbauabsicht erkennbar gewesen sei, heißt es. Die Änderung der Strategie des Neustädter Konkurrenten empfindet Opik daher als unfair. Rasannnt wiederum verweist auf einen strategischen Investor, dessen Engagement erst im August bekanntgegeben wurde. Damit sei die Finanzierung des Ausbaus gesichert. Von Trittbrettfahrerei oder das man sich nur die Rosinen herauspicke, könne daher keine Rede sein. „Auch wir haben uns dazu bekannt, einen flächendeckenden Ausbau in den Wunstorfer Ortsteilen zu realisieren”, so Schlakat-Hagemann.
Trotz der Differenzen wollen beide Unternehmen den Glasfaserausbau fortsetzen. Rasannnt meldet bereits 260 neue Kunden in Luthe und plant die Freischaltung von ersten Anschlüssen Ende November. Weitere Ortsteile wie Idensen, Liethe, Klein Heidorn und Kolenfeld sollen bis Ende 2026 folgen. Auch Steinhude, Großenheidorn, Bokeloh und Mesmerode stehen inzwischen auf dem Plan. ”Für die restlichen Ortsteile in Wunstorf startet der Ausbau definitiv in 2026”, so Schlakat-Hagemann. Opik hält ebenfalls an seinem Ausbauversprechen fest. Beide Unternehmen informieren über ihre Aktivitäten regelmäßig vor Ort.