Hätte ein runder Tisch die Eskalation verhindert?
„Damit der Bedarf an nachmittäglicher Betreuung für Grundschulkinder in Hagenburg weiterhin gedeckt werden kann, fordert der Rat der Samtgemeinde Sachsenhagen eine Weiterführung des Betriebes der offenen Ganztagsschule im Schuljahr 2018/2019 in der Wilhelm-Bock-Grundschule in Hagenburg”. So steht es zum Beginn einer Resolution geschrieben, die der Rat der Samtgemeinde in seiner Sitzung am Mittwoch im Ratskeller Sachsenhagen mit zwei Neinstimmen und einer Enthaltung beschlossen hat. Die Wilhelm-Bock-Grundschule wird seit Beginn des Schuljahres 2016/2017 als offene Ganztagsschule betrieben, im Schuljahr 2017/2018 montags bis donnerstags von morgens 7.30 Uhr bis nachmittags 15.30 Uhr. Vor der Einführung der offenen Ganztagsschule seien von der Samtgemeinde als Schulträger in umfangreichen Umbaumaßnahmen mit einem Kostenaufwand von über 1.000.000 Euro die räumlichen Voraussetzungen für einen ganztägigen Schulbetrieb geschaffen worden. Überraschenderweise habe der Schulvorstand der Grundschule Hagenburg, der jeweils zur Hälfte aus Vertretern der Eltern- und Lehrerschaft besteht und dem der Schulträger nicht angehört, am 29. Mai beschlossen, mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 die Ganztagsschule bereits um 14.30 Uhr enden zu lassen. Die Samtgemeinde habe in eigener Trägerschaft in der Schule Hagenburg bis zum Sommer 2016 einen Hort betrieben, der auf Grund steigender Platznachfragen und Personalmangel sowie mangelnder zusätzlicher Räumlichkeiten nicht erweitert werden konnte. Um dem steigenden nachmittäglichen Betreuungsbedarf für Grundschulkinder gerecht zu werden und damit grundsätzlich jedem Kind eine Nachmittagsbetreuung bis 15.30 Uhr ermöglicht werden kann, wurde die offene Ganztagsschule gemeinsam eingeführt. Der Hort war auf 40 Plätze begrenzt und nicht ausbaufähig. Die Entscheidung des Schulvorstandes am 29. Mai, die Ganztagsschule in Hagenburg ohne jede vorherige Anhörung des Schulträgers auf 14.30 Uhr zu verkürzen, könne der Rat nicht nachvollziehen. Unverantwortlich sei die Konsequenz aus dieser für die Betroffenen direkt nach den Sommerferien wirkenden Entscheidung. Der Samtgemeinderat geht davon aus, dass für mindestens 40 Kinder der Wunsch nach einer längeren verlässlichen Betreuung bestehe. Die Interessen der betroffenen Eltern und Erziehungsberechtigten seien nicht berücksichtigt worden. Der Rat der Samtgemeinde Sachsenhagen forderte daher die dem Schulvorstand angehörenden Eltern- und Lehrervertreter auf, die getroffene Entscheidung rückgängig zu machen, eine Fortführung der offenen Ganztagsschule bis 15.30 Uhr zu beschließen und gemeinsam mit der Verwaltung der Samtgemeinde an einer tragfähigen Umsetzung des Gesamtkonzeptes zu arbeiten. SDP-Fraktionsvorsitzender Martin Golombiewski betonte, dass seine Partei die Einrichtung einer Ganztagsschule unterstützt habe. Er sei sehr erstaunt, dass das Angebot der Verwaltung nicht genutzt werde. Die Entscheidung des Schulvorstandes könne Golombiewski nicht nachvollziehen. Für Dr. Monika Tautz (Bündnis 90/Die Grünen) habe die Resolution eine lange Vorgeschichte, es lag wohl auch an der mangelnden Kommunikation. Die Konfrontation sei nicht einseitig, hier seien Verwaltung und Schule gleichermaßen beteiligt. Da Tautz Vorsitzende des Schulausschusses des Samtgemeinderates ist, werde sie sich neutral verhalten. Überrascht zeigte sich Klaus-Dieter Drewes, Fraktionsvorsitzender der CDU, vom Beschluss des Schulvorstandes. Es gäbe für die Verwaltung keine juristische Möglichkeit, die Betreuung einzurichten. „Wir können die Stunde nicht leisten”, so Drewes. Der Schulvorstand möge möglichst rasch zusammen kommen. „Wir brauchen Gespräche”, so Drewes weiter. Kommunikation und ein Miteinander seien gefragt. Es gehe um die Kinder, das Betreuungsangebot könne optimal besetzt werden, es müsse ein durchgängiges Angebot unterbreitet werden. Heiko Monden (SPD) rief den Schulvorstand dazu auf, die Entscheidung zu überlegen. Eltern brauchten Planungssicherheit. Monden schlug einen runden Tisch vor, der mit Vertretern der Schule, der Verwaltung und auch mit Ratsmitgliedern besetzt sei. „Vielleicht wäre der jetzt eingetretene Zustand verhindert worden, wenn wir schon über einen runden Tisch verfügt hätten”, fragte Monden. Foto: gi