Die Stadt Wunstorf plant eine umfassende Reform der Kita-Gebühren. Was aus Sicht der Verwaltung eine notwendige Maßnahme zur Haushaltsentlastung ist, bedeutet für viele Familien eine spürbare Mehrbelastung. Die geplante dreistufige Erhöhung der Benutzungsentgelte bis 2027 trifft insbesondere Eltern mit Kleinkindern und schulpflichtigen Kindern in der Nachmittagsbetreuung.
Seit der letzten Anpassung im Jahr 2017 sind die Betriebskosten der städtischen Kindertagesstätten massiv gestiegen – von rund 7,8 Millionen Euro auf über 14,7 Millionen Euro im Jahr 2023. Gleichzeitig sank der Anteil der Eltern an den nicht gedeckten Kosten auf unter 10 Prozent, vor allem durch die Einführung der Beitragsfreiheit ab dem dritten Lebensjahr. Um den angestrebten Kostendeckungsgrad von rund 30 Prozent wieder zu erreichen, sollen die Elternbeiträge nun schrittweise erhöht werden. So steigen beispielsweise die monatlichen Kosten für einen Krippenplatz mit sieben Stunden Betreuung von derzeit 261 auf 300 Euro im Jahr 2027. Im Hortbereich erhöht sich der Beitrag für vier Stunden Betreuung von 158 auf 200 Euro.
Für viele Familien bedeutet diese Entwicklung eine erhebliche finanzielle Zusatzbelastung. Besonders betroffen sind Eltern mit mehreren Kindern unter drei Jahren oder in der Hortbetreuung, da die Beitragsfreiheit erst ab dem dritten Lebensjahr greift. Zwar bleibt die Geschwisterermäßigung bestehen, doch die absolute Höhe der Beiträge steigt dennoch deutlich. Ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern in der Krippe müsste ab 2027 monatlich 300 Euro für das erste und 150 Euro für das zweite Kind zahlen – insgesamt 450 Euro im Monat, ohne Essensgeld. Für viele Haushalte mit mittlerem Einkommen ist das eine spürbare Belastung, insbesondere in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten. Dafür wird die Geschwisterermäßigung jetzt weiter gefasst. Auch Patch-Work-Familien können profitieren. In jedem Fall muss die Ermäßigung beantragt werden.
Kritik kommt auch von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt. Sie spricht sich für eine einkommensabhängige Staffelung der Beiträge aus, um soziale Gerechtigkeit zu fördern. Der Ortsrat Steinhude, der die Vorlage bereits behandelt hat, unterstützt das. Der Vorschlag der Verwaltung sieht jedoch weiterhin eine pauschale Entgeltstruktur ohne Berücksichtigung des Einkommens vor – mit Verweis auf den hohen Verwaltungsaufwand. Ob die angestrebte Entlastung des städtischen Haushalts sozial ausgewogen umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Die Verwaltung rechnet vor, dass sich mit der Novelle der Kita-Satzung jährlich rund 340.000 Euro im Haushalt einsparen ließen. Der Sozialausschuss berät am Mittwoch, den 18. Juni über das Thema.