Auf Einladung des Vereins zur Erhaltung des Steinhuder Meeres haben Vertreter aus Politik, Naturschutz und Tourismus über die Verschlammung des Steinhuder Meeres diskutiert. Trotz vieler Fachbeiträge und kontroverser Meinungen fehlten am Ende konkrete Maßnahmen. Die Zukunft des Sees bleibt ungewiss.
Moderiert wurde die sehr gut besuchte Veranstaltung von der ehemaligen NDR-Moderatorin Sabine Steuernagel. Nach begrüßenden und einleitenden Worten von Wilhelm Bredthauer und Heinz Greten (Vorsitzender des VESM) stieg man mit einem anschaulichen Kurzfilm des ehemaligen NDR-Mitarbeiters Dieter Hermann ins Thema ein. Ergänzende Worte von Jörg Prante, Gewässerexperte für das Steinhuder Meer, mündeten in der Feststellung, dass die Entschlammungen für die touristische Nutzung gut seien. Allerdings müssen sie ausgeweitet werden, um die Strömung in den Deipen wiederherzustellen.
Launig und manchmal auch provokativ führte Steuernagel durch die anschließende Diskussion. Burkhard Kayser verwies als Vorstandsmitglied des DJH-Landesverbandes Niedersachsen auf die Situation für die Jugendherberge in Mardorf, deren Besucherzahlen rückläufig seien. Mark Herrmann (Fachbereichseiter Umwelt der Region Hannover) hob die Bedeutung der Wasserfläche für den Naturschutz in Niedersachsen hervor. Bürgermeister Carsten Piellusch verwies darauf, dass das Steinhuder Meer eine Sportregion sei. Bei den kürzlich ausgetragenen Deutschen Meisterschaften der 420er Klasse war die Verschlammung im Hafenbereich deutlich sichtbar. Er plädierte für eine Verringerung der Nährstoffeinträge, mehr Entschlammung und auch eine Entschlammung der Deipen.
Der vielfachen Annahme, dass das Meer schneller verschlammt als früher, erteilte Dr. Conrad Ludewig (Domänenverwaltung im Amt für regionale Landesentwicklung) eine Absage. Stattdessen verwies er auf kontraproduktive Faktoren wie landwirtschaftliche Nutzung, Bauten im Meer wie die Badeinsel, weniger Grundwasser, ausbleibende Winter und Klimawandel. Kontraproduktiv sind auch Phosphoreinträge, auf die Dr. Melanie Hartwich vom Seenkompetenzzentrum verwies. Wichtig für die Tiefe des Sees ist vor allem die gute Wasserqualität wie aktuell, die das Wachstum von Wasserpflanzen, die die Treibmudde am Boden halten, fördert. Sollte sich dieser Prozess fortsetzen, könnte das Meer in fünf bis zehn Jahren wieder klar sein, so Hartwich.
Thomas Beuster (Geschäftsführer der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer) gab zu Bedenken, dass man über die Art der Entschlammung nachdenken muss. So erzeugen Saugboote Trichter im Meeresboden, die sich wieder mit nachrückenden Schlamm füllen. Auf diese Weise entstehen Schlammpilze. Gleichzeitig erinnerte er an die zahlreichen Eingriffe des Menschen in das ökologische Systems des Meeres wie durch den Bau einer Abwasseranlage 1965 in Großenheidorn. Die Summe der Eingriffe haben zum jetzigen Zustand geführt. Er sieht es daher nicht als gesichert an, dass eine Wiederherstellung der Strömung in den Deipen automatisch zum einstigen Zustand des Meeres führt. Nach einer kurzen Pause konnten noch Fragen gestellt werden.
Eine interessante Diskussion mit viel fachlicher Expertise. Wer allerdings geglaubt hatte, dass man zu konkreten Ergebnissen oder gar Maßnahmen an diesem Abend kommen würde, wurde enttäuscht. Ob man die Zeit hat, über eine Steigerung der Wasserqualität, mehr Wasserpflanzen letztendlich zur klarerem Wasser und somit zu mehr Wassertiefe zu gelangen, bleibt fraglich. Und dann ist da ja noch die hohe Verdunstungsrate an warmen Tagen.