Die aktuelle Wohnungsmarktbeobachtung der NBank zeigt: Niedersachsen steht vor großen Herausforderungen. Trotz Zuwanderung wird die Bevölkerung ab Ende der 2020er-Jahre schrumpfen. Bis 2045 sinkt die Einwohnerzahl voraussichtlich um rund 302.000 Personen (–3,8 Prozent). Gleichzeitig steigt die Zahl älterer Einpersonenhaushalte, während klassische Familienhaushalte zurückgehen. Das erhöht den Bedarf an kleineren, barrierefreien und zentrumsnahen Wohnungen.
Während Wachstumsräume wie Hannover und das Hamburger Umland zusätzlichen Wohnraum benötigen, kämpfen strukturschwache Regionen mit Leerständen. Bis 2045 werden rund 218.000 neue Wohnungen gebraucht, vor allem im Geschosswohnungsbau. Mehr als 85 Prozent der bestehenden Wohnungen in Niedersachsen sind älter als 25 Jahre – ihre Modernisierung ist eine zentrale Aufgabe. Auch in Wunstorf ist die Lage angespannt. Bei der Ortspreisverleihung in der vergangenen Woche hat Bauvereins-Geschäftsführer Jost Kemmerich erneut auf den enormen Bedarf hingewiesen: Rund 1.300 Menschen stehen auf der Warteliste für eine Wohnung. Für die SPD Wunstorf ist das ein deutliches Alarmsignal. „Diese Zahl zeigt, wie sehr es drängt. Wunstorf braucht dringend mehr bezahlbare Wohnungen“, betont Torben Klant, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Die SPD setzt darauf, dass der Bauverein auch künftig ein starker Partner bleibt. „Aber angesichts der Größe der Herausforderung braucht es weitere Anstrengungen“, so Klant. Ein Kernpunkt des SPD-Positionspapiers: Die kommunale Wohnbaugesellschaft soll künftig aktiv mitbauen und gemeinsam mit Partnern wie dem Bauverein Projekte voranbringen. Ziel ist es, den Bedarf von mehr als 1.000 zusätzlichen Wohnungen zu decken. Der politische Rahmen für dieses Vorgehen soll schnell gesetzt werden. Dabei spielt auch der vom Bundestag kürzlich beschlossene Bau-Turbo eine Rolle, mit dem die Schaffung von Wohnraum deutlich beschleunigt werden soll. In Wunstorf soll der verschobene Runde Tisch Wohnen möglichst früh im neuen Jahr zusammentreten. Der Termin am 8. Dezember war aus organisatorischen Gründen abgesagt worden (wir berichteten).
Steigende Bau- und Finanzierungskosten erschweren den Wohnungsbau landesweit. Bauwerkskosten haben sich in den vergangenen 25 Jahren mehr als verdoppelt, Zinsen liegen bei 3 bis 4 Prozent. Die Zahl der Baugenehmigungen ist seit 2021 um mehr als 50 Prozent gesunken. Vor allem Haushalte mit geringem Einkommen leiden unter steigenden Mieten: Wer weniger als 1.500 Euro monatlich verdient, zahlt häufig über 40 Prozent seines Einkommens für die Miete. Benötigt werde daher eine Doppelstrategie, so der Wohnungsmarktbericht: mehr Neubau dort, wo die Nachfrage hoch ist, und intelligente Innenentwicklung im Bestand. Für Wunstorf soll diese Strategie auch gelten. Die Stadt gilt offiziell als angespannter Wohnungsmarkt, besonders bei kleinen, bezahlbaren Wohnungen ist der Druck groß. Neben Neubau - ein mögliches Baugebiet in Mesmerode neben der neuen Feuerwehr ist aktuell in der Diskussion - und Nachverdichtung, ist die bessere Nutzung des vorhandenen Bestands eine wichtige Option.
Jost Kemmerich vom Bauverein sagt: ”Gemeinschaftliche Projekte sind für uns denkbar, denn auch für uns ist es wichtig, dass weiterer Wohnraum in Wunstorf entsteht. Jedoch muss der neue Wohnraum bezahlbar und angemessen sein, die Quadratmeter für eine Wohnung müssen auch in den Fokus genommen werden, aktuell wohnen wir alle auf einer eher großzügigen Fläche, das heißt hier kann man Optimierungen vornehmen, um die Gesamtkosten bezahlbar und fair zu halten.” An der ein oder anderen Stelle gebe es durchaus Ansätze in Wunstorf, um fairen und wertvollen Wohnraum zu schaffen.
Die SPD bringt darüber hinaus eine weitere Idee in die Diskussion ein und verweist auf ein Förderprogramm der Stadt Langenhagen, das auch in Wunstorf funktionieren könne. Es heißt „Jung kauft Alt”. Dabei sollen junge Familien beim Kauf und der Sanierung älterer Häuser unterstützt werden. „Wenn junge Familien bestehende Häuser übernehmen, modernisieren und weiter nutzen, schaffen wir bezahlbaren Wohnraum, erhalten gewachsene Quartiere und vermeiden zusätzlichen Flächenverbrauch”, so Majid Atris, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.