Auf Einladung des Vereins zur Erhaltung des Steinhuder Meeres (VESM) haben am 9. Oktober Vertreter der unterschiedlichsten Institutionen über den Schlamm im Steinhuder Meer diskutiert. Die Besucher konnten Fragen auf Bierdeckeln an die Experten richten. Leider konnten im Rahmen der Veranstaltung nicht alle beantwortet werden. Das wurde nun nachgeholt.
Alle Bierdeckel mit unbeantworteten Fragen wurden seitens der Mitglieder des VESM eingesammelt, ausgewertet, gebündelt und den entsprechenden Podiumsteilnehmern mit der Bitte um Antwort zugesandt. Die entsprechenden Antworten liegen nun vor.
Die Fragen der Teilnehmer drehten sich vor allem um Schlamm, Gänsekot und Phosphor. Folglich wurden die Fragen von Dr. Conrad Ludewig (Domänenverwaltung im Amt für regionale Landesentwicklung) und Dr. Melanie Hartwich (Seenkompetenzzentrum im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz) beantwortet. Die Vermutung, dass die Vielzahl der Wildgänse deutlich zur Zunahme der Verschlammung beitragen würde, verneinte Hartwich. Im Vergleich zu anderen Nährstoffeinträgen ist der Gänsekot zu vernachlässigen. Ebenfalls an Hartwich ging die Frage zum Algenwachstums bei klarerem Wasser. Hier stellte sie klar, dass das Wachstum mikroskopischer Algen im Zusammenhang mit Phosphoreinträgen steht. Weniger Phosphor heißt weniger Algen.
Klareres Wasser wäre wünschenswert, da es das Wachsen von Unterwasserpflanzen fördert. Aus gewässerökonomischer Sicht wäre das aufgrund der vielfältigen ökologischen Funktionen von Unterwasserpflanzen ein wünschenswerter Prozess. So würden die Wurzeln der Pflanzen den Schlamm dehydrieren, komprimieren und so die Treibmudde reduzieren.
Die meisten Fragen drehten sich erwartungsgemäß um das Thema „Schlamm“ und gingen an Ludewig. Dieser erläuterte, dass die nächsten Entschlammungsbereiche erst nach einer erfolgten Vorpeilung feststehen werden. Im Fokus stehen auf jeden Fall die Bereiche um die Krananlagen. Allerdings stellen die ausgewählten Bereiche jeweils eine Einzelentscheidung dar, so Ludewig. Eng mit Entschlammungsmaßnahmen verbunden, ist auch die Frage nach der Lagerung des Schlamms. Hierfür werden Polder benötigt, deren Planung, Genehmigung und Bau mehrere Jahre in Anspruch nimmt. „Aktuell ist mit der Wurzelstockrodung die Erweiterungsfläche geräumt und die ersten vorgegebenen Aufforstungsmaßnahmen für die Waldbeseitigung in Mardorf sind angelaufen“, so Ludewig.
Eine noch immer ungeklärte Frage ist die Ursache für das Volllaufen der Deipen, nachdem es zuvor 10.000 Jahre dort kaum Schlamm gab. Eine Frage, die - wie Ludewig erläutert - aktuell auch seine Behörde beschäftigt. Die These, dass Umspülungen dafür verantwortlich sein könnten, hält er aber für fraglich.
Bis zu einem Alternativvorschlag hält der VESM an seiner Forderung nach Entschlammung der Deipen in der Mitte des Meeres und Einlagerung in noch abzutorfenden Bereichen nahe dem Polder Kolkdobben in Mardorf fest. Professionelle Tiefenmessungen und Schlammhöhenmessungen analog zu den Messungen des NLWKN 2019 plant der VESM für Frühjahr 2026. Ehrenamtliche Helfer stellen die Messungen an rund 2.500 Messpunkten sicher.
Spenden für die wissenschaftliche Auswertung und die aufwendigen Messapparaturen werden unter: IBAN DE85 2559 14130039 3720 00 erbeten. Der Betrag ist steuerlich absetzbar.