Rat hat zukunftsweisende Entscheidung getroffen | Wunstorfer-Stadtanzeiger

18.05.2025 07:03

Rat hat zukunftsweisende Entscheidung getroffen

Der Faulturm auf der Kläranlange in Luthe.  (Foto: gi)
Der Faulturm auf der Kläranlange in Luthe. (Foto: gi)
Der Faulturm auf der Kläranlange in Luthe. (Foto: gi)
Der Faulturm auf der Kläranlange in Luthe. (Foto: gi)
Der Faulturm auf der Kläranlange in Luthe. (Foto: gi)

In der Sitzung am 26. März hat der Rat der Stadt eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen. Er beschloss einstimmig den Vertrag über die „Verwertung von Klärschlämmen und Rückgewinnung von Nährstoffen“. Das hört sich eher „nüchtern“ an. In dem Vertrag stecken aber wichtige Komponenten, die sich langfristig positiv für die Bürgerinnen und Bürger auswirken. Wir haben mit dem Leiter Finanzen und Beteiligungen Alexander Stockum gesprochen, um Einzelheiten zu den Auswirkungen des Vertrages zu erfahren.

Was regelt der Klärschlammverwertungsvertrag?

„Die Stadt verpflichtet sich, ihren Klärschlamm an eine Gesellschaft für eine kommunale Klärschlammrückgewinnung abzugeben“, sagte Stockum. Es wird in Hildesheim eine entsprechende Verbrennungsanlage gebaut, an der die Stadt wie andere Kommunen als Gesellschafterin beteiligt ist. Die Anlage wird 123 Millionen Euro kosten. Die Gesellschafter müssen aber gegenüber den Banken mit der doppelten Summe bürgen, für Wunstorf heißt das mit einem Anteil von 1,77 Millionen Euro. Dafür bekommt die Stadt Verlässlichkeit bei der Verwertung des Klärschlamms sowie den dazugehörigen Kosten.

Phosphorrückgewinnung als rechtliche Verpflichtung

Die Stadt Wunstorf ist als Kläranlagenbetreiberin rechtlich verpflichtet, bis spätestens 2032 den Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. Phosphor ist ein nicht nachwachsender Rohstoff, der wichtig für die Knochenbildung und die Zähne im menschlichen Körper ist. Er ist weiß, sehr spröde, ist in pflanzlichen Düngemitteln enthalten und soll durch die Verbrennung zurückgewonnen und dann in Düngemitteln wieder verwendet werden.

Strom und Phosphor aus den Exkrementen gewinnen

In der hiesigen Kläranlage in Luthe fallen jährlich 5100 Tonnen Klärschlamm nebst dem begehrten Rohstoff Phosphor an. Nach der hauseigenen Trocknung im neuen Faulturm reduziert sich die Menge auf 3400 Tonnen. „Wir nutzen den Trocknungsprozess, um daraus Strom für die Kläranlage zu gewinnen“, so Stockum. „Etwa 2 Millionen Kilowattstunden Strom benötigt die Kläranlage jährlich. Das entspricht dem Verbrauch von circa 1.200 bis 1.500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mit dem Faulturm wiederrum können rund 680.000 kw/h Strom zum Eigenverbrauch produziert werden. Das ist schon einmal eine große finanzielle Entlastung und wirkt sich auch dämpfend auf die Abwassergebühren aus“, berichtete Stockum. Der getrocknete Klärschlamm wird künftig zur Verbrennung nach Hildesheim gebracht. Dort wird er verbrannt, es bleibt Asche übrig, aus der dann der reine Phosphor herausgefiltert wird. „Wir holen aus den Exkrementen quasi das Beste raus“, erklärte der Leiter Finanzen und Beteiligungen, Alexander Stockum mit einem kleinem Schmunzeln.

Weitsichtige Entscheidung des Rates

Der Markt wird durch die Phosphorrückgewinnungspflicht laut Prognose der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall stark beeinflusst werden. Es wird in der Prognose mit einer Vervierfachung der Verwertungskosten des Klärschlamms gerechnet. Diese Kosten würden dann auch auf die Abwassergebühren durchschlagen. „Der Rat der Stadt hat das früh erkannt und daher bereits 2019 die Beteiligung an der Gesellschaft beschlossen. Nunmehr wird der Weg mit der Zustimmung zum Klärschlammverwertungsvertrag konsequent weitergegangen. Eine weitsichtige Entscheidung, die eine Erhöhung der Abwassergebühr aufgrund von möglichen Marktverwerfungen ausschließen wird“, so Stockum.


Hans-Heiner Giebel (gi)
Hans-Heiner Giebel (gi)

Freier Journalist

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