Der Gesprächsfaden hält | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Der Gesprächsfaden hält

Liegt seit Jahren brach: Das Vion Gelände. (Foto: tau)
Liegt seit Jahren brach: Das Vion Gelände. (Foto: tau)
Liegt seit Jahren brach: Das Vion Gelände. (Foto: tau)
Liegt seit Jahren brach: Das Vion Gelände. (Foto: tau)
Liegt seit Jahren brach: Das Vion Gelände. (Foto: tau)

Im Sommer 2025 hat die Stadt einen neuen Anlauf zur Entwicklung des ehemaligen Vion-Geländes unternommen. Mit einem überarbeiteten Konzept trat sie an die Eigentümergesellschaft Deutsche Siedlungsbau (Neue Mitte Wunstorf) mit der Absicht heran, die bis dahin festgefahrenen Gespräche wieder in Gang zu bringen. Das scheint mittlerweile gelungen.

Ist zwischenzeitlich von der Polizei für Trainingszwecke genutzt worden: Das ehemalige Vion-Gelände. (Foto: tau)

Neues zum Vion-Gelände

Die Stadt wagt einen neuen Anlauf zur Entwicklung des ehemaligen Vion-Geländes. Mit einem überarbeiteten Konzept will sie die festgefahrenen Gespräche mit der Eigentümergesellschaft wiederbeleben. Die zeigt sich gesprächsbereit.

Sowohl Bürgermeister Carsten Piellusch wie auch der Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, Björn Hiss, bestätigen das auf Nachfrage, halten sich aber zu Einzelheiten weiterhin bedeckt. Björn Hiss sagt: „Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen mit der Stadt und werden uns zu gegebener Zeit gemeinsam mit der Stadt mit einem Zwischenstand äußern.” Auch der Bürgermeister sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg und kündigte kürzlich auf Nachfrage an, über den aktuellen Stand unterrichten zu wollen. Noch sei es aber zu früh.

Die Stadt hatte im Sommer das Büro Octagon Architekturkollektiv beauftragt, eine Weiterentwicklung der bisherigen Planung vorzunehmen und dabei insbesondere die bauliche Ausnutzung des Geländes zu optimieren. Demnach könne die Bruttogeschossfläche gegenüber der skizzenhaften Fassung aus dem Jahr 2023 um rund ein Drittel gesteigert werden, von geschätzten 31.300 auf 41.861 Quadratmeter, ohne das ehemalige Verwaltungsgebäude und die geplanten Mobility-Hubs mitzurechnen. Auch im Vergleich zur Masterplanung von 2020 ergebe sich ein ähnlicher Zuwachs

Die Flächensteigerung schlage sich vor allem im Geschosswohnungsbau nieder. Damit will die Stadt auf den wachsenden Bedarf an kleinen Wohnungen für Einpersonenhaushalte und Paare reagieren. Besonders gefragt sind barrierefreie, seniorengerechte und bezahlbare Wohnungen. Die zentrale Lage des Areals in unmittelbarer Nähe zu Bahnhof und ZOB macht das Gelände besonders geeignet für eine solche Nutzung, heißt es. Gleichzeitig bliebe ausreichend Raum für größere Wohnungen und verdichteten Einfamilienhausbau, so dass aus Sicht der Stadt eine sozial ausgewogene Quartiersentwicklung möglich erscheint.

Auch beim umstrittenen Thema Schallschutz wurden Anpassungen vorgenommen. Statt eines ursprünglich geplanten 12 Meter hohen Walls mit aufgesetzter Wand sieht das neue Konzept eine begrünte Lärmschutzwand mit zehn Metern Höhe vor. Ihr vorgelagert ist eine bis zu fünf Meter ansteigende Freifläche. Die Wand werde demnach an ihren Enden von zwei Mobility-Hubs eingefasst, die den ruhenden Verkehr aufnehmen und zusätzliche Flächen für Wohnbebauung freimachen. Die Geschossbauten selbst würden so angeordnet, dass sie durch passive Maßnahmen wie spezielle Verglasung und Fassadengestaltung ebenfalls zum Schallschutz beitragen können. Der öffentliche Freiraum im Südwesten bleibe erhalten und ziehe sich an zwei Stellen platzartig ins Quartier hinein.

Künftig immer mehr gefragt: Kleine, moderne und bezahlbare Wohnungen. (Foto: KI-generiertes Bild / 123rf)

Wohnraum bleibt knapp

Die Wohnungsnot spitzt sich zu: Laut NBank-Bericht braucht Niedersachsen eine Doppelstrategie aus Neubau und Bestandssanierung. In Wunstorf stehen 1.300 Menschen auf einer Warteliste des Bauvereins. Die SPD-Ortsverein fordert: Eine kommunale Wohnbaugesellschaft muss aktiv mitbauen.

Politik macht Druck

Die Politik macht Druck, in der Sache endlich zu Ergebnissen zu kommen. Derzeit liegt eine Veränderungssperre auf dem Gelände. Diese läuft aber 2026 aus. In ihrer Haushaltsrede mahnte die CDU-Fraktionsvorsitzende Christiane Schweer daher: „Wir müssen flexibler werden, vielleicht sollten wir das Vion-Gelände mit anderen Augen betrachten und uns hier flexibler zeigen.“ Große Hoffnungen liegen auf neuen Dialog-Formaten wie dem Runden Tisch Wohnen und gesetzlichen Regelungen wie dem „Bauturbo”, der den Wohnungsbau in Deutschland durch vereinfachte Genehmigungsverfahren, Förderanreize und Standardisierungen beschleunigen soll.

Mit Blick auf lange Wartelisten für Wohnungen wird eine aktivere Rolle der Stadt gefordert. Kooperationen mit Partnern wie dem Bauverein seien weiterhin wichtig, es bedürfe aber zusätzlicher Anstrengungen, meint etwa die SPD. Sie will, dass sich eine kommunale Wohnbaugesellschaft stärker engagiert, um den Bedarf von mehr als 1.000 zusätzlichen Wohnungen zu decken. Die Entwicklung des Vion-Geländes drängt sich dabei als erstes Projekt förmlich auf. In Wunstorf soll der verschobene Runde Tisch Wohnen möglichst früh im neuen Jahr zusammentreten. Ein zunächst geplanter Termin für den 8. Dezember 2025 war aus organisatorischen Gründen abgesagt worden (wir berichteten).

Rückblick

Angespannter Wohnungsmarkt

Der Wohnungsbau steckt bundesweit in der Krise und auch in Wunstorf sind die Auswirkungen spürbar. Seit Beginn des Jahres 2025 zählt die Stadt offiziell zu den Kommunen mit angespanntem Wohnungsmarkt. Die Politik ringt seitdem um den richtigen Kurs. Dabei gäbe es mit dem ehemaligen Vion-Gelände durchaus Potenzial für neue Wohnangebote. Doch die Verhandlungen zwischen Stadt und Investor scheiterten.


    André Tautenhahn (tau)
    André Tautenhahn (tau)
    Freiberuflicher Journalist
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